IV. Traͤger der Rationalisierung — 1. Die Privatwirtschaft 27
Reibungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern über die beste
Form der Durchführung solcher Rationalisierungsmaßnahmen sind
naturgemaß unausbleiblich.
Zwar haben Betriebsleitung und Belegschaft gemeinsam ein vitales
Interesse daran, die besten Arbeitsmethoden zu ermitteln, um hier⸗
durch eine allgemeine Steigerung des Leistungsergebnisses und damit
der Rentabilität herbeizuführen. In bezug auf die Durchführung der
dahinzielenden Maßnahmen unterscheiden sich die Ansichten der
Arbeitgeber von jenen der Arbeitnehmer jedoch oft wesentlich. Waͤh⸗
rend es dem Betriebsleiter in der privatkapitalistischen Wirtschaftsord⸗
nung meist ausschließlich darauf ankommt, die Rentabilitaäͤt schlechthin
zu steigern, wünscht die Arbeiterschaft gleichzeitig auch zu optimalen
Arbeitsmoͤglichkeiten in Hinsicht der Arbeitszeit, des Arbeitslohnes und
der sonstigen Arbeitsbedingungen zu gelangen. So kann es z. B. für
die Rentabilität des Betriebes durchaus vorteilhaft sein, die Arbeits⸗
intensität ohne Rücksicht auf den Raubbau an Arbeitskräften zu er⸗
höhen. Der Betrieb als solcher braucht ja die Krankenkosten, die
Alters⸗ und Invalidenrenten nicht selbst zu bezahlen. Es kann für den
Betriebserfolg weiterhin erwünscht sein, die Teilstücke der Produktion
bis zur Zusammensetzung zum Endprodukt moͤglichst kleine Strecken
durchlaufen zu lassen, die Arbeitsmaschinen möglichst dicht aneinander
zu reihen. Eine derartige Beengung des Arbeits⸗ und Leistungs⸗
raumes widerspricht jedoch wiederum den Interessen der Beleg⸗
schaft, die einen möglichst großen viel Bewegungs⸗ und Arbeits⸗
spielraum zu haben wünscht. Auch bei der Verminderung des Ar⸗
beitswechsels werden sich die Meinungen der Arbeitgeber und Arbeit⸗
nehmer oft diametral gegenüberstehen. Die Arbeitnehmer werden
— ie mechanisierter und monotoner ihre Arbeitsleistung ist —
ihre Arbeitsstelle oder doch zum mindesten ihre Taͤtigkeit haͤufi⸗
ger zu wechseln wünschen. Die Arbeitgeber dagegen müssen Wert
darauf legen, Ubungs- und Anlernungsverluste moͤglichst zu ver—
meiden.