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A. Tatsachen
Die Arbeitspolitik der Unternehmer ist demzufolge — namentlich
in der Schwerindustrie — in den letzten Jahren mehr und mehr auf
eine Verringerung des Arbeitswechsels gerichtet gewesen.
Schon aus Rücksicht auf das investierte Kapital und die kostbaren
Maschinen mußte dafür gesorgt werden, daß die Fluktuation
der hochqualifizierten Vor- und Musterarbeiter möglichst
eingedämmt würde — ihre dauernde Bindung an den Betrieb er⸗
schien schon um der Qualitaͤt der Produktion willen geboten. Darüber
hinaus müßte den Unternehmern daran liegen, die an sich leicht aus⸗
wechselbaren ungelernten und angelernten Arbeiter, soweit
sie sich innerhalb der rationellen Arbeit als brauchbar erwiesen,
moglichst lange bei ihrer angelernten Arbeit festzuhalten. Charakte⸗
ristisch für die Bedeutung, die dem Problem des Arbeitswechsels in der,
bisher am staͤrksten rationalisierten Wirtschaft der Vereinigten Staaten
von Nordamerika von Arbeitergeberseite beigemessen wird, ist eine
Stelle in dem Jahresbericht des Landesverbandes der Industriellen
der Vereinigten Staaten für 1926, in welchem die Wirkungen des
„Personnel Management“, der Personalbehandlung, auf die Stabilität
des Arbeitsverhaͤltnisses geschildert wird: „Der Jahresdurchschnitt
der Wechselhäufigkeit — nur auf Kündigungen seitens der Arbeiter
bezogen — betrug in Industrieunternehmungen, die insgesamt
300 ooo Lohnarbeiter beschaͤftigen, im März 1920 1610/, im
Februar 1923 970/, im August 1926 nur 4109/0.. Die Bedeutung
dieses Rückganges kann man nur dann ermessen, wenn man sich
vergegenwärtigt, daß laut den Angaben eines Unternehmers, der über
40 ooo Arbeiter beschäftigt, die Anwerbung und Anlernung eines
Arbeiters über 8 81 kostet“.
Angesichts dieser Relation zwischen Arbeiterwechsel und Rentabilität
ist es naheliegend, daß die amerikanischen Arbeitgeber jedes nur
irgendwie brauchbare Mittel zur Verminderung der Wechselhaͤufigkeit
anwenden. In seinem auch sonst höchst aufschlußreichen Buch „Die
Beziehungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern in den