Full text: Völkerbund, Die Weltwirtschaftskonferenz

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Sie hat wiederum, wie die Brüsseler Konferenz von tand selzen, mit privaten Unternehmungen in unlauteren 
1920, die Aufmerksamkeit auf die schweren Lasten der Wettbewerb zu treten. Sie befürwortet und ermutigt 
Rüstungsausgaben gelenkt, die eine drückende Besteuerung die vom Wirtschaftsausschuß des Völkerbundes bereits in 
zur Folge haben, durch welche das wirtschaftliche Leben Angriff genommenen Arbeiten zur Beseitigung zahlreicher 
der verschiedenen Staaten beeinträchtigt und die Lebens- Hemmnisse des internationalen Handels. Schließlich 
haltung herabgesetzt wird. Die Konferenz gibt der erusten empfiehlt die Konferenz, eine Übereinkunft über die wirt- 
Erwartung Ausdruck, daß die Bemühungen, durch Ab- schaftliche und steuerrechtliche Behandlung von Aus- 
kommen zwischen den Staaten eine Begrenzung und ländern und ausländischen Unternehmungen vorzube- 
Einschränkung der Rüstungen herbeizuführen, Erfolg reiten, für die wertvolles Material in dem Bericht der 
haben. Internationalen Handelskammer beigebracht ist. 
Sodann kommt eine Entschließung, in der die Kon- 
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nahme von Mitgliedern aller vertretenen Länder ohne Stabilität 
Rücksicht auf die Verschiedenheit ihrer Wirtschaftssysteme Die Kommission nahm dann die Frage der Jolltarife 
ein glückliches Vorzeichen für eine friedliche wirtschaftliche auf; sie unterschied zwischen ihrer Form und ihrem Inhalt, 
JZusammenarbeit aller Völker sieht.e d. h. der tatsächlichen Höhe der Einfuhrzölle. In bezug 
Schließlich stellt die Konferenz fest, daß die erfolg- auf die Form anerkennt die Konferenz einstimmig das 
reiche Durchführung der Grundsätze, über die sie sich ver- Bedürfnis, die Jolltarife möglichst zu vereinfachen, eine 
ständigt hat, »nicht nur von dem guten Willen der Re- sYstematische Zollnomenklatur zu schaffen, deren Benuzung 
gierungen und Behörden, sondern auch von der Unter- Alsdann durch internationale Abkommen zu regeln wäre. 
stütung durch eine wohlunterrichtete öffentliche Meinung Sie empfiehlt ferner, die Tarife zu stabilisieren und da- 
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lich eine möglichst loyale Anwendung der YJolltarife sicher- 
' zustellen. 
Ich komme nun zum zweiten Punkt der Tagesordnung, Höhe der Tarife – Handelsverträge 
der in drei Hauptabschnitte: Handel, Industrie und Land- ; p ps ; pt. 
wirtschaft eingeteilt war; jeder von diesen ist in einem Der wichtigste Gegenstand der Arbeiten der Kommission 
besonderen Ausschuß behandelt worden. Die Berichte var natürlich die Frage der Höhe der Tarife, die mit der- 
und Entschließungen sind von der ganzen Konferenz ge- lues F Req: Ns xertrüptt ( . tt 
billigt worden, Gebiet ist die Erklärung der Konferenz, baß »die [zu 
kommen ist, um der Erhöhung der Jolltarife ein Ende zu 
Handel ; machen und die entgegengesette Richtung einzuschlagen.« 
Der Grundgedanke, von dem die Arbeiten der Handels- Um dies Ziel zu erreichen, wird empfohlen, in folgenden 
kommission ausgingen und der im Lauf der Erörterungen drei Richtungen vorzugehen: zunächst einseitiges Vor- 
mit wachsender Stärke in den Vordergrund trat, ist, der gehen der einzelnen Staaten auf dem Gebiet ihrer eigenen 
Welt wieder mehr Freiheit zu geben, nachdem sie bisher Tarife; dann zweiseitiges Vorgehen durch den 
durch viele Hemmnisse beengt war, die aus dem Kriege Abschluß geeigneter Handelsverträge; schließlich ge- 
und seinen Folgen sowie aus irrtümlichen wirtschaftlichen meinssames Vorgehen im Wege einer Enquete der 
Vorstellungen stammten. Gleichzeitig machte sich das VWirtschaftsorganisation des Völkerbundes, mit dem 
Empfinden geltend, daß die Nationen in dieser Hinsicht Hiel, den internationalen Handel auf gerechter Grund- 
voneinander abhängig sind und daß die Maßnahmen, lage durch Beseitigung oder Abbau der Schranken 
die verschiedene Länder durchgeführt haben, auf die zu fördern, die übertriebene Jolltarife ihm ent- 
Politik der anderen Länder eine nachteilige Rückwirkung gegensetzen. 
ausüben. Als ein bemerkenswerter Fortschritt in der allgemeinen 
; Einstellung zum Jolltarifproblem kann die Tatsache an- 
Freiheit des Handels gesehen werden, daß diese Frage trotz ihrer grundlegenden 
Im ersten Kapitel des Abschnitts »Handele werden vn Bedeutung für die Wirtschaft jedes einzelnen Staates 
der Konferenz zunächst unter der allgemeinen Überschrift nicht mehr ausschließlich als Angelegenheit der nationalen 
»Freiheit des Handels« ~ ein Ausdruck, der nicht mit »Freisn Souveränität angesehen worden ist, sondern als eines 
handele verwechselt werden darf, sondern alle Maßnahmen derjenigen Probleme, für die paralleles und gemeinsames 
umfaßt, die dazu dienen sollen, den internationalen Vorgehen der verschiedenen Länder möglich und wünschens- 
Handel von künstlichen Beschränkungen und Hemmnisssen wert ist. Jede Nation kann sich danach bewußt sein, daß 
zu befreien ~ eine Reihe von Empfehlungen ausge- die Zugeständnisse, die von ihr verlangt werden, durch 
sprochen. Hier gibt die Konferenz der Hoffnung Ausdruck, entsprechende Opfer von seiten der anderen Nationen 
daß die für nächsten November vom Völkerbund nach Genf ausgeglichen werden. Wie der Bericht der Kommission 
einberufene diplomatische Konferenz zu einer tatsächlichen ausführt, wird dann jedes Land seine Aufmerksamkeit 
Beseitigung der bestehenden Ein- und Ausfuhrverbote auf die vorgeschlagenen Maßnahmen richten können, nicht 
und -beschränkungen kommen möge. Sie verurteilt die nur unter dem Gesichtspunkt seiner eigenen Lage, sondern 
Gewährung von besonderen Befreiungen und Privilegien auch, weil es an dem Erfolg des von der Konferenz auf- 
an staatlich kontrollierte Unternehmungen, die diese in- gestellten allgemeinen Planes interessiert ist. 
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