Full text: Sittlichkeit in Ziffern?

Teil IV. 
Akzessorische Fragen der moralstatistischen 
Kausalitäten. 
£. Religion. 
Von vielen, und zwar nicht nur von ausgesprochen anti- 
klerikalen Nationalökonomen des 18. Jahrhunderts wurde 
die Überzahl der Mönchsklöster nicht nur für eine Ur- 
sache der Entvölkerung, sondern auch eine solche blühender 
Erotik gehalten!. Aus ähnlichen Gründen sollen vom Papste 
auch die im 18. Jahrhundert üblichen nächtlichen Kirchen- 
feste in Portugal, wo sie besonders häufig waren, abgeschafft 
worden sein, weil nach dem entsprechenden Zwischenraum 
eine entsprechende Zahl unehelicher Kinder habe nachgewiesen 
werden können?, Das sind indes heute im ganzen, in Anbetracht 
der größeren Zucht und der geringeren Zahl der Mönche, nur 
noch historische Erinnerungen. 
Hart umstritten ist der Einfluß der Religion auf die unehe- 
liche Natalität. In Preußen überwogen (1886) die protestan- 
tischen unehelichen Mütter die katholischen um ein Beträcht- 
liches. (Uneheliche Geburten bei den Katholiken 6,5%, bei den 
Protestanten 10,3%.) Im Rheinland ist freilich auch bei den 
Protestanten der betreffende Prozentsatz sehr niedrig 3, was aller- 
1 Cesare Beccaria, Elementi di Economia Pubblica. (7 ed., Torino 
1852, Bibl. dei Comuni, p. 38.) 
®? Gioia, vol. I, p. 295. 
* Einer Berechnung von Rost nach ist in Preußen in dem Zeitraum 
von 1875—1909g auch die durchschnittliche Zahl der Kinder in den katho- 
lischen Ehen so gut wie gar nicht zurückgegangen (5,3 resp. 5,2), während 
in den protestantischen Ehen die Zahl in dem gleichen Zeitraum von 4,5 
auf 3,4 gefallen ist. (H. Rost, Geburtenrückgang und Konfession, S. 39, 
"zitiert ‚hei Seehberg, S. 62].)
	        
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