Full text: Reparations-Sabotage durch die Weltwirtschaft

Vorwort. 
Wenn ich die nachstehende Untersuchung dem Professor Gustav Cassel, 
Stockholm — in. schwedischer Sprache in Erinnerung an meine Lehrtätigkeit an der 
Handels-Hochschule Göteborg — widme, so zeigt bereits der Wortlaut der Wid- 
mung: „Dem weltberühmten und wahrhaft neutralen Nationalökonomen eigne ich 
diese Schrift zu mit der warmen Bitte, für die Freiheit der Weltwirtschaft in die 
Schranken zu treten‘, daß es sich um mehr als um einen Akt der Höflichkeit gegen- 
über dem hervorragenden wirtschaftswissenschaftlichen Forscher handeln soll. Vor 
aller Welt möge er vielmehr aufgerufen sein, um Stellung zu der Sabotage zu neh- 
men, die der Mechanismus der Weltwirtschaft an dem Reparationsplan ausübt, und 
ron da aus sein Wort dafür einzusetzen, daß die Weltzwangs wirtschaft der Repa- 
rationen beseitigt wird. 
Durch seine Untersuchungen hat sich Professor Cassel, wie kaum ein anderer 
um die Erkenntnis der Reparationen verdient gemacht und wesentliche Seiten des 
Problems herausgearbeitet, wie seine Veröffentlichungen im Januar-Bericht der 
Amsterdam’schen Bank und im März-Bericht der Commerz- und Pri- 
vatbank von neuem dargetan haben. Wenn ich in der nachfolgenden Untersuchung 
die Erkenntnis vorgetrieben habe, so dürfte das auf zwei Gründen beruhen. 
Professor Cassel betrachtet bei allem neutralen Denken die deutsche Repara- 
tionsbelastung als eine politische Gegebenheit, auf die er die Universalität seines 
ökonomischen Wissens und Erkennens anwendet. Mir, dem Deutschen, dagegen 
handelt es sich bei der Schicksalsfrage unseres Volkes keineswegs um eine ge- 
gebene Voraussetzung, viel eher liegt meinem Denken nahe, daß -— right or 
wrong — Deutschland unter keinen Umständen die ungeheuerlichen Reparations- 
lasten zahlen soll. Es ist klar, daß mein parteiischer Blick Schwächen des Repara- 
lonsplans schärfer sehen mußte. 
Dazu kommt, daß ich mich seit fast zwei Jahrzehnten den Problemen des 
internationalen Zahlungsverkehrs als Spezialist hingegeben habe und daß ich als 
Betriebswirtschaftler gewohnt und in der Lage bin, mir die Welt und die 
Totalität ihrer Wirtschaft in Hauptbüchern, Inventuren und Kalkulationen vorzu- 
stellen und dabei — in der Kernfrage des Kapitalbegriffs — zwischen Finanzierung 
und Rentabilität zu unterscheiden. Solche Betrachtung erlaubt, schwierige Zu- 
sammenhänge exakt zu erfassen und exakt miteinander in Verbindung zu bringen, 
sodaß notwendigerweise eine größere Klarheit entsteht, als sie ohne das technische 
Rüstzeug der Wirtschaftsrechnungen möglich ist. Das zeigt besonders deutlich 
die Illustration 13—15 dieser Abhandlung: Wie der Ingenieur komplizierte tech- 
nische Zusammenhänge, z. B. von Werkzeugmaschinen, nur durch die Symbole 
und die Sprache seiner Zeichnungen zu beherrschen vermag, so kann z, B. die kom- 
plizierte Frage der exotisch hohen Zinsen für Auslandskredite ohne Benutzung der 
Exaktheit betriebswissenschaftlicher Symbole kaum noch richtig gedacht werden. 
Durch die Anwendung solcher technischer Hilfsmittel zur Erkenntnis wirtschaftlicher 
Zusammenhänge kommt die nachstehende Untersuchung zu folgenden Ergebnissen: 
1. Die Devisenbarzahlung ist eine Fiktion, und auch die scheinbar effektive 
Tributleistung der Sachlieferungen ist volkswirtschaftlich eine Augentäuschung;
	        
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