Full text: Reparations-Sabotage durch die Weltwirtschaft

i. Die Unmöglichkeit des Ausgleichs von Zahlungsbilanz- 
Salden und der Denkfehler der Ausgleichsnotwendigkeit. 
a) Die innere Unmöglichkeit des Ausgleichs. 
Um die innere Unmöglichkeit des Ausgleichs von größeren Zahlungsbilahnz- 
Salden zu erkennen, betrachten wir zunächst das Wesen der sogenannten Devisen 
bzw. Devisenzahlungen. Devisen sind Auslandsguthaben, Forderungsrechte auf das 
Ausland in irgendeiner Form und meist auf ausländische Währung lautend. Devisen 
im engeren, etwa börsentechnischen Sinne lauten stets auf fremde Währung, 
während es für unsere Betrachtung unwesentlich ist, ob Forderungen, über die 
Deutschland verfügt, auf Mark oder Pfund, Dollar, Gulden usw. lauten. Die Forde- 
rungen an das Ausland können auftreten in der Form von Buchforderungen 
irgendwelcher Art und mobilisierten Forderungen in der Form von Schecks, Wech- 
seln, ausländischen Münzen („Sorten‘‘), Noten, Zinsscheinen, Obligationen und 
Aktien. Den Forderungen an das Ausland stehen Schulden gegenüber, zu deren Aus- 
gleichung die vorstehend genannten Buchforderungen, Zahlungsmittel und Kapital- 
titres benutzt werden können, 
Wohl das wichtigste internationale Ausgleichsmittel ist heute die briefliche 
oder telegraphische Auszahlung. Sie besteht darin, daß der inländische Gläubiger 
einer ausländischen Buchforderung seine Forderung an einen Käufer im In- 
oder Auslande verkauft und dabei den ausländischen Schuldner brieflich oder 
telegraphisch anweist, die Schuldsumme an die vom Käufer aufzugebende Adresse 
im Auslande zu bezahlen. International gesehen besteht sie also darin, daß im In- 
lande die Forderung an das Ausland von einer Hand in die andere gegen Zahlung 
von Landesgeld übergeht und daß gleichzeitig im Auslande an die Stelle des bis- 
herigen Schuldners durch dessen Zahlung in dem betreffenden ausländischen 
Landesgeld eine andere Person tritt, die nunmehr ihrerseits Schuldner ist oder für 
irgendwelche Leistungen bzw. Ansprüche auf diese Weise bezahlt wird. Selbst- 
redend ist es auch möglich, daß zufällig der Käufer der Auszahlung die gekaufte 
Summe bei dem Schuldner des Verkäufers stehen 1äßt, sodaß sie ihm nur zur Ver- 
fügung gestellt wird, sei es zur Guthabenbildung oder sei es ZUr Schuldab- 
deckung, und mithin eine Zahlung an einen Dritten im Auslande nicht stattfindet. 
Denkbar und besonders wichtig ist auch der Fall, daß der Verkäufer einer Aus- 
zahlung bisher kein Guthaben im Auslande besitzt, sondern daß er sich von seinem 
ausländischen Geschäftsfreund einen Kredit einräumen Jäßt, aufgrund dessen er dann 
Auszahlungen verkauft. Zusammengefaßt kann man vielleicht sagen, daß die 
Auszahlungen des internationalen Verkehrs die Fortsetzung des inländischen har- 
geldlosen Zahlungsverkehrs ins Ausland sind. 
Mahlberg, Reparations-Sabotage.
	        
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