Full text: Das Jungdeutsche Manifest

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sichtbaren Gewalt, der Gewalt der Dynastie. Sie untersteht heute einer 
mehr oder weniger unsichtbaren und dazu noch oft wechselnden Ge⸗ 
walt, nämlich der jeweilig herrschenden Macht im Parlament. Bei 
der Macht, die die plutokratischen Gewalten im modernen partei⸗ 
istischen Parlament besitzen, liegt die Gefahr vor, daß sie als un⸗— 
sichtbare Gewalten zu allem Überfluß ihrer Macht auch noch die 
Beamtenführerschaft bestimmend leiten. Für den Wissenden, der die 
modernen parlamentarischen Verhältnisse genau kennt, ist die Ver⸗ 
mutung Gewißheit. Die Wahlführerschaft kann diese Entwicklung nicht 
hindern, weil sie keine Macht besitzt. Darum sucht das Volk nach 
einem anderen System, in dem sein Wünschen und Wollen besser er— 
füllt ist. Auf die Wahl der Führer will das Volk nicht mehr verzichten. 
Es sieht in der Wahl der Führer den Schutz gegen Willkür und Kaste. 
Es muß aber eine neue Form gefunden werden, zufolge derer seine 
Forderung im verfassungsmäßigen Aufbau des Staates ohne die er— 
kannten Fehler verankert wird. 
Grunoͤsätzliches über die Fuhrerschaft im Volksstaat 
Jede Summe von Menschen, die gemeinsam handeln 
wollen, muß ihren Führer haben. Ist dies nicht der 
Fall, so zerfällt sie beim Handeln. 
Damit der Führer seiner zugedachten Aufgabe gerecht werden kann, 
bedarf er der Macht. Mit dieser Macht kann er dem Glück des Ein⸗ 
zelnen ebensogut dienen wie schaden. Darum ist das Schicksal des 
Einzelnen an die Person des Führers gebunden. Hieraus geht wieder 
hervor, daß es für den Einzelnen eine Frage von lebenswichtiger Be⸗ 
deutung ist, wer sein Führer ist. Wenn man bedenkt, daß die 
Wünsche, Empfindungen und Ersordernisse der einzelnen Menschen 
verschieden sind, daß sie sich sogar hart im Raume stoßen, so wird 
es verständlich, daß die Lösung dieser Frage ein ewig wiederkeh— 
render Streit in der Anordnung der menschlichen Gesellschaft ist. Alle 
Kämpfe in der Geschichte der Menschheit wurzeln in dieser Frage, und 
solange sich diese Geschichte fortsetzt, wird um die Person des Füh— 
rers im Kleinen wie im Großen gerungen werden. Auch wenn die 
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