Full text: Das Jungdeutsche Manifest

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Es gibt keinen größeren Fehler in der Betrach— 
tung der grundlegenden Leb ensfragen eines Staa— 
tes als den, einen starren Zustand als Norm der 
Staatenbildung zu betrachten. 
Das würde bedeuten, das Schicksal eines Staates an die Ge⸗ 
setze der Vergänglichkeit, des Alterns und der Vergreisung zu binden. 
Also ist nicht der geschaffene Zustand das Wesentliche, sondern der 
Trieb zur Jugend oder der Trieb zur Fortsetzung, Ergänzung und 
Verjüngung. Dieser Trieb ist dem Volksstaat gewährleistet durch 
das Leben der Gemeinschaft und der gestaltenden Mitverantwortung 
dieles mit dem Werden des Staates verbundenen Lebens. 
Der auf der Gemeinschaft seiner Staatsbürger 
und einer mit ihrem Wachsstum verbundenen Füh⸗ 
rerschaft aufgebaute Volksstaat soll bei wechseln⸗ 
den Menschen und alternden Führern die ewige Ju— 
gend des Staatswesens gewährleisten. 
Die Erstehung der Führerschaft kann also nicht die einzige Pflicht 
des Volksstaates sein. Wenn er seine einzige Pflicht hierin erblicken 
würde, so würde er nur eine Kaste von Führern durch eine neue 
Kaste ersetzen, wie das bei den meisten Revolutionen bisher geschehen 
ist. In dieser unzulänglichen revolutionären Tat lag bereits der 
Keim zu einer neuen Revolution, die der UÜberalterung des neu⸗ 
geschaffenen Zustandes folgen muß. Ein derartiger revolutionärer 
Fortschritt“ endet stets mit der Bins enwahrheit: 
Was heute revolutionär ist, ist morgen reaktionär. 
Der Wille zum Fortschritt ist ein Ausdruck der Lebenskraft eines 
Volkes. Er lebt in seiner Triebkraft. Die Staaten, welche diese 
Triebkraft der eigenen Entwicklung nicht nutzbar zu machen ver—⸗ 
stehen, müssen mit ihrer Jugend in Widerspruch geraten. Der Volks⸗ 
staat erkennt die Triebkraft des Fortschrittes als den Ausdruck der 
Jugendkraft völkischen Werdens an und macht sie seinem eigenen 
Werden dienbar. Wer aber zum Fortschritt drängt, wer schöpferisch 
gestaltend im Sinne des Forts chritts der Völker denkt und empfindet. 
der lebt schon in der Führerschaft des Volkes. 
Darum ist der Einbauder Willenskräfte zum Fort⸗ 
schritt in die Triebkräfte des ganzen Volkes und 
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