Full text: Das Jungdeutsche Manifest

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Streben nach der Befriedigung aufgepeitschter Gier. Ihr Gesetz ist 
Hemmungslosigkeit. Ihr Charakter ist Leidenschaft, Bösartigkeit und 
Unbeständigkeit. Ihr Lieben ist flackernde Glut. Ihr Verdammen ist 
gehässige Vernichtung, ohne Scheu vor der Wahl der Mittel. Sie 
scheuen vor dem Bösen und dem Unrecht nicht zurück, auch nicht vor 
Lüge und Verleumdung. 
Sie trösten sich mit dem Bekenntnis der heiligen Glut des Hasses. 
Sie hassen die Feinde. Sie sind der Achtung nicht fähig und schlagen 
damit dem obersten Grundsatz der christlichen Weltanschauung ins 
Angesicht. Ihre Sehnsucht ist Unruhe. Ihr Blick flackert im Feuer 
der Leidenschaft. Sie suchen mit Gier nach Feinden, aber nicht nach 
Menschen, die man lieben kann. 
Die höchste Wallung des heldischen Menschen ist 
Zorn, die des fanatischen Menschen glühender Haß. 
Der heldische Kämpfer nährt seine Begeisterung an der Gerechtig⸗ 
keit seines Kampfes für das Große, Edle und Gute. Der Fanatiker 
greift gierig nach dem Kleinen, Verächtlichen und Verwerflichen, und 
begründet auf seiner Abschen die Größe seiner Leidenschaft. 
Der Fanatiker verneint, der heldische Mensch be— 
jaht. 
Wo der heldische Sieger im Kampfe sich und dem Gegner in 
Form und Geist den Stempel des Heroismus aufgedrückt hat, kann 
es Liebe und Versöhnung zwischen Siegern und Besiegten geben. 
Wo aber Fanatismus in Siegern und Besiegten lebt, gibt es nur skla— 
vische, lügnerische Unterwerfung unter die Macht des Stärkeren mit 
dem versteckten Bekenntnis zur Rache. 
Der politische Kampf im Innern des deutschen Volkes hat deutsche 
Menschen gegen deutsche Menschen gestellt. Die historische Entwicklung 
hat ihrem Kampfe den Stempel fanatischer Unduldsamkeit aufgedrückt. 
Bei der Hartnäckigkeit deutschen Kämpfertums wird kein Lager über 
das andere restlos siegen. Die Rettung vor der Endlosigkeit des 
Bürgerkrieges, der den Untergang der Nation nach sich ziehen muß, 
kann nur in der Umstellung von Geist und Form des Kampfes be— 
ruhen. Darum fordern wir die Einkehr zum Heldischen im inner⸗ 
deutschen Streit um die zukünftige Gestaltung von Volk und Reich. 
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