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Denn falls es sich um Leute handelt, die einerseits energisch
veranlagt sind, andererseits eine Vergrößerung ihres Einkommens
aus hedonischen Motiven heraus anstreben, so kann man deren
Verhalten bei Datenänderungen, die Gewinnchancen eröffnen,
offenbar ebenfalls nicht exakt kennzeichnen!). Nur dort ist
das annähernd möglich, wo die Wirtschaftssubjekte sich ängst-
lich an die Umwelt anpassend immer ein- und denselben Wirt-
schaftsplan zu realisieren versuchen ?).
Verständlich — wenigstens auf den ersten Blick — ist es
also von Schumpeters Standpunkt aus, wenn er in seiner
„Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung‘“ die Unterscheidung
von Statik und Dynamik auf zwei Typen von Wirtschaftssub-
jekten zurückführt, was ihn zu dem weiteren Schluß bringt,
daß. von der Statik aus gesehen, die großen Veränderungen im
') Vgl. auch Schumpeter, Entwicklung, 1. Aufl., S. 154/56, wo er
ebenfalls implicite diese Feststellung macht, indem er ausführt, daß Weite-
rungen des wirtschaftlichen Gesichtskreises und die Regung stärkerer Be-
dürfnisse bei Männern der Tat ebenfalls zur Entwicklungsursache werden
können, ein Fall, den er allerdings quantitativ möglichst einschränken
will. Für unser Resultat ist eine solche Einschränkung aber ohne Bedeutung.
Wir haben diesen Fall ja nur erörtert, um Schumpeters Begriff des stati-
schen Wirtschaftssubjektes schärfer zu umreißen.
2) Adolf Lampe (Schumpeters System und die Ausgestaltung d.
Verteilungslehre, Jahrbücher f. Nationalök. u. Stat., 3. Folge, 66, Bd.
H. 8, Jena 1923, S. 422/27) kennzeichnet daher, wenn auch etwas über-
treibend, den Kern der Schumpeterschen Statik richtig, wenn er meint,
daß Schumpeter das ewige Gleichgewichtsstreben der statischen Subjekte
als das Wesen der Statik auffasse und dabei das ökonomische Prinzip ganz
vernachlässige. Nach dem ökonomischen Prinzip handeln Schumpeters
statische Subjekte auch, so möchten wir entgegenhalten. Aber, und diesen
Punkt hat wohl auch Lampe im Auge, sie zeigen kein auffälliges Gewinn-
streben, wenn das Gleichgewicht irgendwie durch eine Datenänderung
gestört wird, sondern suchen den alten Gleichgewichtszustand möglichst
wieder zu erreichen. Für uns, und so scheint uns, auch für Lampe, ist
es. dagegen gleichgültig, ob, falls Datenänderungen erfolgen, der Gleich-
gewichtszustand, den jetzt jede Einzelwirtschaft anstrebt, mehr oder weniger
von dem alten verschieden ist. Aus dem Gewinnstreben der Einzelwirt-
schaften unter gegebenen Verhältnissen gemäß dem ökonomischen Prinzip,
wobei man natürlich die verschiedensten Nuancierungen desselben an-
nehmen kann, ergibt sich schließlich infolge fördernder Gewinne und Ver-
luste eine Gleichgewichtstendenz der gesamten Wirtschaft. Diese An-
sicht scheint uns auch Emanuel Hugo Vogel (Die Theorie des volks-
wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses und das Krisenproblem, Wien
u. Leipzig 1917, S. 196, 202ff.) zu vertreten,