12
*) 0. E. I, 401.
dieser Studien bildete das Baccalaureats-Exämen, das er 1822 be
stand.
Höheres technisches Studium. Es handelte sich jetzt darum,
einen Beruf zu erwählen. Ein früherer Schulkamerad, der die Ecole
Polytechnique zu Paris besuchte, riet ihm, die technische Laufbahn
einzuschlagen. Ihre Aussichten reizten Le Play, wenn auch die Zeit
der Unabhängigkeit damit sehr hinausgeschoben wurde. Er wollte
deshalb zunächst seine Fähigkeiten prüfen lassen und wandte sich
an einen alten Familienbekannten, den Chef-Ingenieur für Brücken
und Chausseen Dan de la Vauterie. Dieser nahm nach einem Monat
der Prüfung, der den Erfolg garantierte, Le Play zu sich und be
reitete ihn während des Jahres 1823 auf das Pariser Studium vor.
In Dan de la Vauterie fand Le Play einen Lehrer mit viel
seitigen Interessen, der die hohen Anforderungen, die er an das
Pflichtgefühl anderer stellte, auch selbst erfüllte.
Nach seiner Ansicht hatten die Staats-Ingenieure nach Erfüllung ihrer
Berufspflichten noch die moralische Verpflichtung, sich dem Gemeinwohl un
entgeltlich nützlich zu erweisen, wie es die Grundbesitzer in England und in
anderen nordischen Staaten tun.
Demgemäß war der Tag eingeteilt in Berufsarbeiten und in wissen
schaftliche Studien. Die Berufsarbeit begann morgens um 4 Uhr
und dauerte bis 2 Uhr; daran schlossen sich von 4 Uhr nachmittags
bis 9 Uhr abends literarische, soziale und andere wissenschaftliche
Studien an, wofür eine reiche Bibliothek zur Verfügung stand.
In diesem Jahre wurde Le Play auch für die Sozial Wissen
schaft vorbereitet 1 ). Im Vordergründe des außerberuflichen Unter
richts stand die soziale Reform. Zu dem Zwecke wurden solche
Schriftsteller besonders gelesen, die zuzeiten großer Verderbnis ge
lebt hatten, wie z. B. Cicero und Montaigne. Sie waren geeignet,
Licht auf die zeitgenössische Verderbnis zu werfen. Sein Lehrer
zeigte ihm, wie er unausbleiblich auf Irrwege geraten Avürde, wenn
er sich von den politischen Leidenschaften beherrschen ließ, die die
großen Schulen in Paris, wo er 6 Jahre leben sollte, in Atem
hielten.
Er zeigte mir zu gleicher Zeit den Weg, auf dem unser Land die Wahr
heit wiederfinden und den Frieden der Geister wieder hersteilen könnte. Die
Kegel, die er mir gab, ist genau diejenige, die ich befolgt habe. Sie ist mehr