A
Gemeinschaft geltend machen, handelt, nie ist die Regelmäßigkeit
eine starre Form, in der die jeweilige Erscheinung ein für allemal
gegossen ist; ganz im Gegenteil wird man trotz der Regelmäßig-
keiten bei näherer Untersuchung die größten Verschiedenheiten in
den statistischen Erscheinungen finden können; aus dem Gebiete der
sozialen Statistik kann als Beispiel hierfür gelten, daß die Sterblich-
keit in einem Lande viele Male größer sein kann als in einem anderen
und daß die Sterblichkeit vielerorts heutzutage geringer ist als z. B.
vor einem halben Jahrhundert. Die Verschiedenheiten treten also
nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich zutage und müssen offenbar
auf durchgreifende Verschiedenheiten in den wirkenden Ursachen
zurückzuführen sein. Bald sieht man denn auch, daß die Sterblich-
keit an epidemischen Krankheiten in einer Stadt nach Verbesserung
der Wasserversorgung bedeutend abnimmt, oder man kann beobachten,
daß in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Zahl der Feuerschäden
wächst, die Ehefrequenz dagegen sinkt.
Im Grade der Klarstellung der Kausalitätsverhältnisse erweitert
sich auch die menschliche Erkenntnis, und in entsprechendem Um-
fange dürfen wir Schlüsse auf die nächste Zukunft wagen. Zu-
zugeben ist jedoch, daß die Regelmäßigkeit in den statistischen Be-
obachtungen es allein nicht machen kann. Wo zwar die Zahlen
große Verschiedenheiten aufweisen, wo man aber nicht die Ursachen
solcher kennt, da darf man nicht einmal auf die allernächste Zukunft
Schlüsse ziehen; kann doch eine festgestellte Gleichmäßigkeit ohne
jegliche Bedeutung sein.
3. Die Aufgabe, die somit in erster Linie der Statistik gestellt
wird, erweist sich nun allerdings oft als unlösbar. Wenn auch theo-
retisch genommen die Möglichkeit vorhanden ist, die wirkenden Ur-
sachen ausfindig zu machen, so ist dieses doch bei der tatsächlichen
Sachlage häufig äußerst schwierig, weil nicht eine einzelne, sondern
viele, oft eine ungemein große Zahl von wirkenden Ursachen Be-
rücksichtigung finden muß. Man erhöht z. B. die Getränkesteuer
und beobachtet ein Abnehmen der Trunksucht; jene Maßregel ist
aber wahrscheinlich nicht die einzige Kraft, welche dieses Resultat
geschaffen hat; man hat es vielleicht gleichzeitig mit der Wirkung
eines strengeren Strafgesetzes, mit einer Reduktion der Anzahl von
Schankstellen oder mit einer Enthaltsamkeitsbewegung zu tun, mit
Faktoren, die sämtlich aus einer allmählich entstandenen allgemeinen
Mißstimmung gegen die alkoholischen Getränke hervorgegangen sein
können.