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würde sofort die Ursache dieses großen Unterschiedes aufzuklären
suchen und in diesem einfachen Falle sofort entweder die Richtig-
keit der Aufzählung der Ziehungsergebnisse oder die Voraussetzung
eines gleichen Bestandes an roten und weißen Kugeln anzweifeln.
Allerdings führt diese besondere Form der Erkenntnis, charakte-
ristisch für die Statistik, mit sich, daß sich möglicherweise solcher
Zweifel als unberechtigt erweist. Unbedingt ausgeschlossen ist das
Resultat nämlich nicht, daß man bei je 1000 Ziehungen aus zwei
Beuteln mit gleichviel weißen und roten Kugeln dem einen 600 und
dem anderen nur 490 entnimmt. So gibt es eben keine festen
Grenzen für die Größe der möglichen Verschiedenheiten in den
Ziehungsresultaten bei Beuteln gleichen Inhalts, oder, wie man sich
oft ausdrückt, für die Größe der durch „zufällige“ Ursachen hervor-
gerufenen Unterschiede.
Diese Eigenart führt jedoch nur dazu, die Vermutung, daß fest-
gestellte Verschiedenheiten besonderen Umständen (Ursachen) zu-
zuschreiben sind, abzuschwächen, und zwar in dem Grade, wie die
Verschiedenheiten statistischer Ergebnisse geringer werden. Es muß
also als mehr oder weniger fruchtbar angesehen werden, in der
Frage der Unterschiedsquelle neue Betrachtungen anzustellen und
neue Untersuchungen vorzunehmen.
8. Jene Elimination der Wirkung zufälliger Ursachen oder, wie
man sich vielleicht besser ansdrücken könnte, der Wirkung der In-
dividualursachen kann also nie ganz vollständig werden. Die
statistischen Vorausberechnungen lassen sich, wie erwähnt, eben nie
mit absoluter Genauigkeit durchführen. Andererseits aber geht aus
obigen Ausführungen hervor, daß die Verschiedenheiten bedeutend sein
können und daß das vermutete Auftreten besonderer Ursachen — Ge-
meinursachen — sich bewahrheitet. Die Erfahrung lehrt denn auch,
daß das Nachspüren nach solchen Gemeinursachen sich selbst da ver-
lohnte, wo die Verschiedenheiten nicht überwältigend waren oder den
Forscher ihre Existenz nicht einmal mit Sicherheit vermuten ließen.
Schlüsse von zahlenmäßigen Ausdrücken auf die dahinter liegen-
den Ursachen setzen eine feste Abgrenzung der Verschiedenheiten
voraus; eine solche ist nach obigem jedoch unmöglich. Die besondere
statistische Forschungsmethode verlangt daher, daß auf andere Weise
zum Ausdruck kommt, inwieweit konstatierte Verschiedenheiten auf
die Anwesenheit von Gemeinursachen deuten. Ist z. B. für eine
Bevölkerung die Sterblichkeit jährlich etwa 15 Promille, während
man in einer bestimmten Beyölkerungsklasse in einem Jahre 20 Pro-