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ein etwas chaotisches Gepräge und weist auch keine geographischen
Gesichtspunkte im modernen Sinne auf; trotzdem aber hat sich Büsching
um die Statistik sehr verdient gemacht und seine zahlenmäßig dar-
gestellten Beobachtungen sind durchaus als absoluter Fortschritt anzu-
sprechen. Interessant ist in dieser Beziehung sein Versuch, die Volks-
zahl Portugals zu bestimmen (a. a. O. II, 1754, S. 7—8). Er konnte sich
hier auf einen portugiesischen Verfasser stützen, der in einer Ab-
handlung über Portugal ein Verzeichnis über Volkszahl und Anzahl
der Feuerstellen der Städte und Gerichtsbezirke im Jahre 1732 mit-
geteilt hatte. Obzwar dieser Autor das Verzeichnis als äußerst zu-
verlässig bezeichnete, hatte er doch nicht die Volkszahl für das ganze
Reich zu errechnen versucht. So etwas hat ihm offenbar ganz fern
gelegen, während sich Büsching bestrebte, die Zahlen zu verwerten
und — unter Mitzählung der Geistlichkeit — zu einem Ergebnis von
2 Millionen Einwohnern gelangte.
Die Berechnung der Volkszahl anderer Länder war schwieriger.
So suchte Büsching z. B. die Bevölkerung Deutschlands zu erfassen,
indem er die Volkszahl Frankreichs zum Ausgangspunkt nahm.
Diese war auf 20 Millionen veranschlagt worden, und da Deutsch-
land dicht bevölkert sei und „darinnen vor Frankreich eher einen
Vorzug“ habe, so könne man „Deutschland auf eine wahrscheinliche
Weise gern ohngefähr 24 Millionen Menschen zuerkennen“ (a. a. O.
LIT, 1757, S. 22—23).
17. Da die deutsche Universitätsstatistik bei der Schilderung
der einzelnen Länder nach einem ganz bestimmten Schema vorging,
erhielt sie mitunter ihren ganz natürlichen Ausdruck in der typo-
graphischen Aussteuer. Bereits im Jahre 1741 ward diese
schematische Form vom dänischen Historiker und Philologen
Anchersen (1700—1765) in seiner Descriptio statuum cul-
tiorum in tabulis benutzt. Ganz natürlich ergab diese typo-
graphische Anordnung die kürzestmögliche Darstellungsform. So
enthält seine Beschreibung in der ersten Tafel eine synoptische Dar-
stellung von 15 europäischen Ländern, wo — unter der physischen
Rubrik — Italien als „Paradisus Europae“ bezeichnet und die Reli-
gion dieses Landes als „papistica“ beschrieben wird.
Diese „Tabellenstatistik“ ging an und für sich nicht darauf aus, in
größerem Umfange als gewöhnlich numerische Darstellungen zu
geben, ganz natürlich wurde man jedoch in dieser Richtung beeinflußt.
Es ist hier besonders Crome (1753—1833) zu nennen. Er gibt in einer
Westergyaard und Nybelle, Theorie der Statistik, 2. Aufl.