Il. Die Umwandlung von Auslandskapital in Mark. 99
I. Die Umwandlung von Auslandskapital in Mark.
Wie will nun Weber seine abweichende Ansicht be-
gründen? Er fährt fort: „Die durch Auslandskredite her-
einströmenden Devisen sind ja gewissermaßen nur
Quartierzettel für die nachfolgenden realen Hilfsmittel,
die man durch Auslandskredite heranzuziehen bemüht
ist, Daß durch Vermehrung des heimischen Gütervorrafs
aber eine Gefährdung unserer Währung nicht gegeben
sein kann, liegt auf der Hand!“
Nachdem diese Frage der Wirkungen des Auslands-
kapitals jetzt seit mehr als fünf Jahren erörtert wird,
hätte die deutsche Wissenschaft allen Anlaß gehabt, dies
für die deutsche Volkswirtschaft ‚außerordentlich
wichtige Problem zu klären. Aber es ist bezeichnend für
den wirklichkeitsfremden Charakter der heutigen
deutschen Theorie, die sich, namentlich in ihren
jüngeren Vertretern, lieber mit philosophischen und so-
ziolögischen Spekulationen abgibt, daß das nicht im!
mindesten-geschehen..ist. Webers Anschauungen sind’
völlig unklar, wir nehmen also langfristige Anleihen
auf, um durch diese „realen Hilfsmittel“ — man beachte
schon die absichtlich gewählte Unklarheit des Aus-
drucks, die, wie immer in der Wissenschaft, nur eine
Unklarheit der Gedanken verbirgt — aus dem Aus-
land „heranzuziehen“. Tatsächlich brauchen wir aus dem !
Auslande nur Rohstoffe, die wir uns aber nicht durch ı
Anleihen verschaffen. Und wenn Weber, wie wahr- $
scheinlich, nur meint, daß das Auslandskapital dazu
dienen soll, den inländischen Produktionsapparat zu
vermehren — warum braucht er aber dann wieder den
irreführenden Ausdruck „heranziehen“ —, so ist zu
sagen, daß das genau so inflationistisch wirkt,
Denn es steigert künstlich die Nachfrage nach Produk-
tionsmitteln, für deren Erzeugnisse nachher aber keine
Kaufkraft vorhanden ist. Es dehnt den so schon über-
mäßigen Produktionsmittelapparat Deutschlands, in dem
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