IL Die Umwandlung von Auslandskapital in Mark. 101
duktionsanlagen, sondern er dient der Ersetzung schon
vorhandenen Sachkapitals durch neues, an sich ra-
tioneller arbeitendes. Er dient der Anwendung tech-
nischer Fortschritte, der Rationalisierung und damif zu
einem großen Teil der Ersparung von Arbeitskräften.
Daß das neugebildete Kapital hier nur ein Ersatz vom
alten ist, nicht, wie in Kolonialländern, der Erschließung
des Reichtums dient, gilt doch selbst für einen großen
Teil der Elektrizitätswerke, die Dalberg immer als Bei-
spiel nützlicher Verwendung von Auslandskapital an-
führt. Sie dienen zum Ersatz schon vorhandener Dampf-
maschinen, Lokomotiven, Kohlenbergwerke und der-
gleichen. Neue Produktionsanlagen, die für neue Waren
Absatz finden, werden damit nur in geringem Umfang
geschaffen. Es kommt also in Deutschland nicht so sehr
darauf an, daß die „Produktivität“ gesteigert wird —
dieses Schlagwort ist übrigens durchaus unklar, wenn
man darunter etwas anderes als die wirtschaftliche Ren-
tabilität versteht. Jedenfalls kommt es in Deutschland
nicht. auf gesteigerte Produktionsmöglichkeit an, son-
dern auf gesteigerte Absatzmöglichkeit. Wir sollten
mehr Absatz für unsere Waren finden, schon um mehr
Arbeitskräfte zu beschäftigen und unsere Produktions-
anlagen besser ausnutzen zu können. Dafür ist aber der
Kapitalimport, der im allgemeinen die Ausfuhr er-
schwert, den Warenimport erleichtert, in der Regel ganz
ungeeignet.
Ausländische Kapitaleinfuhr ist also nur in sehr be-‘
schränktem Umfang berechtigt. Im Grunde immer nur
da, wo neue Produktionszweige und neue Bedürfnisse
geschaffen werden. Äber sehr gefährlich ist es, auf diese
Weise die Wirtschaft „ankurbeln“, ihre „Produktivität“ |
steigern, vermehrte Kaufkraft schaffen zu wollen. Das
kann eine Zeitlang eine künstliche Blüte erzeugen, wie
es 1926—1927 der Fall war, aber dann muß mit Not-
wendigkeit ein Rückschlag eintreten. Es kommt in
Deutschland nicht so sehr darauf an, durch Aufwendung