IL. Die Rücszahlungen.
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so der Ausgleich sich durchsetzen. Äber mit welchen
Folgen würde das für die deutsche Wirtschaft ver-
bunden sein? Mit unendlich viel schwereren, als wenn
heute durch Beschränkung der Ausgaben der öffentlichen
Körperschaften und durch Verhinderung immer weiterer
Lohnsteigerungen die inländische Kapitalbildung geför-
dert und der Beschaffung von Auslandskapital eine
Schranke gesetzt wird.
Es ist entschieden zurückzuweisen, wenn von der So-
zialdemokratie und dem Allgemeinen Deutschen Gewerk-
schaftsbund der Rücktritt Dr. Schachts gefordert wurde,
weil er den öffentlichen Körperschaften die Beschaffung
von Auslandskrediten für den Wohnungsbau verhindert
habe. Wie wir oben zeigten, ist die Wohnungsbeschaf-
fung im wesenflichen heute Konsum, die Rentabilität
so gering, daß die Zinsen und Rückzahlungen ganz über-
wiegend durch Steuern aufgebracht werden müssen.
Die Kapitalbeschaffung dafür aus dem Auslande kann
wohl vorübergehend die Bautätigkeit und damit das
ganze Wirtschaftsleben anregen und hat es 1926 und
1927 bereits getan. Äber jetzt, wo die Zinsen und da-
mit die Steuern sich häufen, hat das zu dem unvermeid-
lichen Rückschlag geführt, und es ist töricht, ihn durch
immer fortgesetzte Kapitalinjektionen überwinden zu
wollen. Die spätere Krisis würde nur um so schärfer
sein. Es ist dringend erforderlich, daß alle verantwort-
lichen Instanzen sich der großen Gefahren einer weite-
ren Auslandsverschuldung, namentlich seitens der öffent-
lichen Körperschaften bewußt werden. Durch Auslands-
kapital können die inneren wirfschafflichen Schwierig-
keiten bestenfalls verschoben, aber nicht beseitigt, viel-
mehr schließlich nur verschärft werden.
Es muß rechtzeitig dafür Vorsorge getroffen und mit
allen Mitteln verhindert werden, daß durch die Aus-
landsverpflichtungen nicht auch noch unsere Währung
erschüttert wird. Je sorgloser aber man jezt darauflos
borst, um so schwieriger wird das sein, um so stärkere