80 6. Kapitel. Die Arten der Beschaffung und Verwendung.
kungen allgemein nichts zu sagen ist, Das Gegenstück
zu der eben erwähnten Kreditinanspruchnahme im Aus-
lande zwecks Kreditgewährung seitens der inländischen
Exportindustrie (oder des Exportharidels) ist die Über-
tragung schon vorhandener Markguthaben des Aus-
landes an neue inländische Schuldner. Auch sie bedeutet
keinen Kapitalimport.
Wir haben uns auch hier nicht mit der Tatsache zu
beschäftigen, daß kurzfristige Kredite mißbraucht
werden können, indem sie nicht zur Ergänzung umlau-
fenden Kapitals, sondern zur Beschaffung stehenden
Kapitals verwendet werden. Das ist keine Besonderheit
des Auslandskredits, sondern kann bei inländischem
Kredit ebenso vorkommen; es ist leider in der Praxis
der öffentlichen Körperschaften sehr häufig geworden,
Was Deutschland fehlt, ist nicht nur Geldkapital und
Kredit zur Beschaffung stehenden Kapitals, sondern ist
vor allem auch Betriebskapital, umlaufendes
Kapital, das durch die Inflation vernichtet wurde. In-
folge der Lohn- und Preissteigerungen ist dieses Kapi-
talerfordernis noch gewachsen und im ganzen sicherlich
erheblich größer als vor dem Kriege. Das nötige um.
laufende Kapital kann nun — das hat man bisher meist
"verkannt — durch Kreditaufnahme im Auslande so gut
wie gar nicht ergänzt werden. Es muß im Inlande selbst
gebildet werden. Nur indirekt und nur insoweit kann
es durch Auslandskredite ergänzt werden, als es zum
Import ausländischer Güter oder zur Kreditgewährung
auf Exporte dienen kann, also im Außenhandel die in-
ländische Währung ausschaltet. Sobald es aber inlän-
dische Umsätze vermitteln soll, muß es in inländische
Währung umgewandelt werden. Das vermehrt die Geld-
menge und wirkt so preissteigernd, fördert den Import,
erschwert den Export und hat so die ungünstigste Wir-
kung auf die Kapitalbildung, Die Beschaffung von Aus-
landskapital ist außerdem sowohl kurzfristig wie lang-
fristig nur in beschränktem Umfange möglich, und die