Entweder nämlich kann man an das menschliche Handeln den
Maßstab einer Maxime anlegen, das heißt es rationalistisch be-
urteilen und etwa sagen: Wirtschaften bedeutet Handeln nach dem
„ökonomischen Prinzip“, d. h. nach dem Grundsatz: erziele einen
Erfolg mit dem geringsten Aufwande, und kann dann etwa noch von
Wirtschaft sprechen, um einen Zustand zu bezeichnen, der diesem
Prinzip gemäß gestaltet ist, so etwa wenn man die Wendung ge-
braucht: „die Wirtschaft der Natur‘, wo das Wort Wirtschaft doch
offenbar zum Ausdruck bringen soll, daß die Anordnung oder die
Vorgänge in der Natur dem „ökonomischen Prinzip‘ gerecht werden.
Wirtschaft oder Wirtschaften bedeutet hier also ‚richtige‘“ Mittel-
wahl bei gegebenem Zweck.
Oder man kann unter Wirtschaften das einem bestimmten Inter-
esse dienende, nämlich das auf den höchsten Nutzeffekt ausgerichtete
Handeln verstehen, wobei man den „Nutzen“ meist dem Genusse oder
gar dem „Glücke“ gleichsetzt. Das Wort Wirtschaft bekommt hier
also eine psychologistische oder genauer: sensualistische
Prägung, „Das Einheitliche, was den wirtschaftlichen Handlungen
und Beziehungen der‘ Menschen und den Einrichtungen und Ver-
anstaltungen, die sie dafür geschaffen haben, zugrunde liegt, also das
[dentitätsprinzip der ökonomischen Wissenschaft (liegt) nicht in der
Sachgüterbeschaffung, sondern (beruht) in einer besonderen Art von
Erwägungen, die auf einem Gegenüberstellen und Vergleichen von
Nutzen und Kosten, rein psychisch aufgefaßt, mit dem Ziel eines
möglichst großen Nutzenüberschusses, Genusses beruhen?.‘ Es han-
delt sich hier also um Zweckwahl bei gegebenen Mitteln.
Beide Spielarten der formalistischen Auffassung von der Wirt-
schaft, sowohl die rationalistische als die sensualistische, haben An-
hänger gefunden, ohne daß alle sich der Tragweite ihrer Ansichten
bewußt geworden wären. Wir müssen uns nämlich klar darüber sein,
daß beide genannte Auffassungen mit Notwendigkeit dazu führen,
Jie Nationalökonomie zu einer Universalwissenschaft zu machen, weil
beide Grundsätze: „Handle nach dem ‚ökonomischen‘ Prinzip‘ und:
„Folge dem Nutzprinzipe“ ganz allgemeine menschliche Verhaltungs-
3 Robert Liefmann, a. a. O0. 5. 115.