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ist, habe ich zu zeigen versucht. Was aber die Stellung unserer
Wissenschaft noch mehr schwächt, ist der Umstand, daß Uneinig-
keit in unseren eigenen Reihen herrscht, weil wir selber nicht einig
sind über den Sinn unserer Wissenschaft. Die einen wollen sie prak-
tischen Zwecken dienstbar machen, die anderen glauben an ihren
Eigenwert. Aber auf beiden Standpunkten treten sich die Auffas-
sungen über die Eigenart unserer Wissenschaft schroff gegenüber.
Dieses Buch hat die Gegensätze aufgedeckt, die diese erfüllen:
wir haben eine richtende, metaphysische, eine ordnende, naturwissen-
schaftliche und eine verstehende, geistwissenschaftliche National-
ökonomie kennengelernt, die sich auf das heftigste befehden und die
durch diese Fehde den Bestand unserer Wissenschaft gefährden. Wer
richtende Nationalökonomie treibt, verrät diese an die Philosophie,
wer sich zur ordnenden Nationalökonomie bekennt, verrät sie an die
Kunstlehre. Denn wenn wir wirklich eine Wissenschaft nach Art der
exakten Naturwissenschaften sind, dann hat unsere Forschung nur
Wert, wenn und soweit sie praktischen Nutzen stiftet. Daß sie das
nur in sehr beschränktem Umfange vermag, habe ich zu zeigen ver-
sucht. Dann würde also die Nationalökonomie in Wahrheit keinen
Sinn mehr haben. Diesen kann sie sich nur erhalten, wenn wir uns
darauf besinnen, daß sie eine Geistwissenschaft ist, die ihren Wert in
sich trägt. Die Nationalökonomie ‚soll eine Wissenschaft und keine
Heilslchre, eine Wissenschaft und keine Kunstlehre, eine Wissen-
schaft und doch keine Naturwissenschaft sein.
Wie sie diese ihr gestellte Aufgabe zu lösen vermag, habe ich durch
mein Lebenswerk zu zeigen versucht, für das dieses Buch gleichsam
den Katalog bilden soll.