Full text: Deutscher Industrie- und Handelstag

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zu können, sind vorüber. Wir haben den Blick für die Wichtigkeit 
des Raumes, den Blick für die Wichtigkeit der Landwirtschaft als 
Volksquelle wiedergewonnen. Aber die Schwierigkeiten zu helfen 
sind größer als je infolge einer neuerdings entgegen manchen Vor— 
aussagen in ungeheurem Maße agrartechnisch ermöglichten Auswei— 
tung der Erzeugung nicht nur von Getreide und anderen Boden— 
früchten, sondern auch von Vieh und Veredelungserzeugnissen aller 
Art. Man erzeugt Brotgetreide, Futtermittel, Zucker, Vieh und 
manches andere im Auslande zu Preisen, denen gegenüber der 
Freihandel das Ende des deutschen Ackerbaues bedeuten würde, 
damit Entvölkerung und Verödung weiter Gebiete, Verlust 
an Kaufkraft und, was wichtiger ist, an. Volkskraft. Man 
wird daher die Maßnahmen, die in der letzten Zeit ge— 
troffen wurden, um den Getreidebau zu stützen, im Ziele 
für richtig und in der Wahl der Mittel für auf Zeit erträglich an— 
sehen dürfen. Beim Weizen ist es eine einfache Frage der Zoll— 
höhe; beim Roggen, an dem Deutschland Überschuß hat und in 
einen ganz kleinen Auslandsmarkt sich mit Polen und Rußland teilen 
muß, handelt es sich um die Frage der Verbrauchssteigerung und 
der Ausfuhr. Dem genügt nicht allein der erzielbare Mehrver— 
brauch zur menschlichen Ernährung; besteht doch gegen das stärkste 
hierfür vorgeschlagene Mittel, das des Beimahlungszwanges von 
Roggen, meines Erachtens zwar kaum ein wissenschaftliches oder 
volkswirtschaftliches Bedenken, wohl aber nach reichlichen Er— 
fahrungen bei der Disziplinlosigkeit weitester Kreise ohne Unter— 
schied der gesellschaftlichen Schichtung das der Unerzwingbarkeit. 
Darum bleibt wohl nichts anderes übrig, als den Futterbedarf 
durch zollpolitische und ähnliche Maßnahmen so weit möglich auf den 
Roggen zu verweisen. Gleichzeitig aber wird dafür zu sorgen sein, 
daß die auf geeignetes und billiges Futter angewiesene Schweinehal— 
tung und Geflügelhaltung nicht übermäßig erschwert und damit 
die Volksernährung nicht übermäßig verteuert wird. Denn 
darin hat Reichsminister Dietrich durchaus recht: es kommt darauf an, 
„eine Politik zu betreiben, bei der der Körnerbau am Leben bleibt, 
gleichzeitig aber die Veredelungsproduktion nicht zerstört wird“. Das 
gilt besonders angesichts der Höhe der Einfuhr an Butter, Käse, 
Eiern, Obst, Südfrüchten, Fleisch, lebendem Vieh, Fischen und 
Schmalz, die im Jahre 1929 rund 1860 Millionen Reichsmark er— 
reichte. Es gilt alles daran zu setzen, diese Einfuhr zu vermindern.
	        
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