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fjertry Georges Leben und Schriften.
An sich werden sie durch die gleichen Sittengesetze erhalten oder ver
urteilt. Obgleich er indessen aus Gründen sowohl der Gerechtigkeit
als der Politik keinen Anspruch auf Entschädigung zugestehen zu
dürfen glaubt, so hält er doch dafür, daß die von ihm erstrebte Reform
unter gradweiser Erhöhung der Grundsteuer sich so allmählich voll
ziehen und solche Verbesserungen der politischen und sozialen Ordnung
mit sich bringen würde, daß die Durchführung ohne übermäßige Härte
möglich wäre.
Grundsätze stehen ihm, wie man sieht, höher als Kompromisse,
und er ist keineswegs ein unbedingter Anhänger der Maxime, daß alle
politischen Handlungen auf Kompromissen beruhen müßten. Ein un
abhängiges Handeln kann für unser künftiges Wohl und die Wohl
fahrt unseres Landes unvergleichlich folgenreicher sein als die fort
währende Bereitwilligkeit zu Kompromissen. Faktisch müssen wir denen,
die numerisch stärker, obwohl vielleicht weit weniger im Recht sein
als wir, zugestehen, daß wir ohne sie nicht vorwärts kommen können.
Allein wir geben ihnen so Veranlassung, auf diese unsere Gelehrigkeit zu
pochen, uns mit hinterlistigen Erklärungen der Sympathie für unsere
Grundsätze zu schmeicheln, und dann ungestraft nach ihrem Belieben
und gänzlich ohne Rücksicht auf unsere wünsche zu handeln. So ver
kaufen wir faktisch oft unser Geburtsrecht für eine Einigkeit, die ent
weder den politischen Stillstand oder den Rückschritt zu Wege bringt,
und erkennen nicht, daß, wenn wir nur das Gefühl unserer Kraft und
unserer Pflicht hätten, nicht wir es sein würden, die Recht haben, so
hastig ihre Bereitwilligkeit zu Kompromissen zu erklären, sondern die
jenigen, welche bisher mit uns gespielt und nichts als ihre eigenen Ein
sichten und selbstsüchtigen Interessen vertreten haben. Dies war der
Standpunkt, auf den sich George gegenüber dem Andrängen vieler
Freunde, in seinen öffentlichen Vorträgen „so mild als möglich auf
zutreten", stellte. Er erklärte ihnen gerade heraus, daß er dies min
destens für keine gute Politik halte. Rach seiner Meinung komme es
vor allem daraus an, einen klaren und richtigen Ausgangspunkt zu
gewinnen. Ls sei nicht nötig, bemerkte er, eine Majorität für die ge
meinsamen Grundsätze zu gewinnen. „Lin paar ernste Männer, die
wissen, was sie wollen, sind mächtiger als eine viel größere Anzahl
von Leuten, die keine Überzeugung und kein Programm haben. Jeder
Schritt, den man in der Sache tut, macht den nächsten Schritt leichter.
Je mehr Widerspruch erregt wird, desto rascher wird man sein Ziel er
reichen. Auf Verleumdung muß man natürlich gefaßt sein. Aber auch
diese wird nicht ewig dauern."
ft
BWUiSKI