mit einem Maultier und einem Löwenfellecape, der Festtracht
eines Fitaurari, beschenkt. Diese Capes mit ihren goldenen
Knöpfen, scharlachroten Säumen und aus der Mähne des
Löwen gefertigten Kragen, waren Prachtstücke, wie man sie
höchstens in einem Museum wiederfindet. Sie werden als
ehrenvolle Abzeichen für bewiesene Tapferkeit verliehen. Die
Art, wie man ein Löwenfelleape gewinnt, wurde mir fol—⸗
gendermaßen beschrieben: Ein Mann tötet einen Löwen und
sendet ihn an seinen Ras. Dieser läßt das Cape aus dem Fell
anfertigen und macht es dem Jäger für die Gegenleistung von
fünfhundert Talern zum Geschenk. Besitzt der Löwentöter
nicht soviel Geld, so wird die Summe unter seinen Freun—
den zusammengebracht, von denen jeder durch seinen Bei—
trag einen Teil des Einflusses, den das Cape ausübt, ge—
winnt.
Ich hatte gehofft, in Gondar eines dieser prächtigen
Kleidungsstücke erwerben zu können, aber Efendi berichtete
mir nach Tagen vergeblichen Suchens, daß er keinen Be—
sitzer eines solchen Capes gefunden habe, der arm genug
gewesen wäre, um es zu verkaufen.
UÜberall während der Reise empfingen die Europäer das
Dergo, Geschenke an Nahrungsmitteln, die die Landleute auf
Befehl ihrer Herren an Truppen und bedeutende Karawanen—
reisende zu liefern haben. Sobald sie aber das Gebiet Ras
Gugsas betraten, hörten die Beweise freundlicher Gesinnung
auf. Sofort hatten die Schwierigkeiten begonnen, die in der
fünftägigen Haft in Karata ihren Höhepunkt erreichten. Das
Dergo war, als es schließlich kam, so minderwertig, daß es
nicht mehr als Geschenk, sondern als Beleidigung wirkte. Es
wurde aus diesem Grunde und auch wegen des Arrestes ab—
gelehnt.
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