Die Wirt{dHaftsführung des Grajen Fabian Reidenbadh. 17
prächtigiten Zuellen zur Kulturgejchichte des fAlefijdhen Adels in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts!). 1746 geboren, nahın Fabian von 1761 ab
als Cornet im Regiment Gensd’armes an den legten Feldzügen des feben-
jährigen Krieges teil, nach dem Friedensjhluß trat er in feiner SGarnijon
Berlin in enge Beziehungen zu den führenden Kiterarijdhen und Kinftlerijchen
Kreifen, aber bald war ihm das üde Einerlei des Friedensdienjtes verleidet;
er mußte {ih freilidh in der merfwürdigjten Weife krank ftellen, um 1769
jeinen Ab{chied zu erhalten. Der Vater, der fich bei der Ausdehnung, die fein
Landbejig allmählich gewonnen Hatte, in feinent vorgerücten Lebensalter
nicht mehr genügend um die abgelegenen Güter Himmern fonnte, übertrug
ihm zunäch[t die Verwaltung eines Teiles der {Hın erwähnten Bodzanowiker
Güter, {päter, 1771, trat er fie ihn als Eigentum ab. Den etwa eine QYua-
dratmeile großen Befiß hatte der Vater 1753 fir 20000 Reidhstaler (rth.)
gefauft. Schleunigfjt hatte ex entgegen den VBorfhriften der Holzordnung von
1750?) die Eidhenmwälder niederfAlagen lafjer, der Verkauf des Holzes brachte
iHm 33 000 rt). ein, jehr viel mehr aljo, als er für den gefamten Vejig be-
sahlt hatte. Einen Teil der Güter, dem Wert nach etwa zwei Drittel, gab er
einer feiner Züchter als Mitgift, den Reft und ein vom Vater 1760 für
2800 th. ermvrbenes Gut übernahm Fabian für 20 900 1th.; da er als ver-
ntögenslojer Mann die Summe nicht bezahlen Konnte, mußte er fie dent
Vater mit 8% verzinjen.
Der Zuftand diejes Güterkomplexes dürfte eine VBorftellung gewähren,
wie e8 damals, in dem Jahrzehnt nad dem fiebenjährigen Kriege, in Ober-
IOlefien und auf dem rechten Cderufer wohl recht häufig ausjah. Der Vater
Hatte ein Herrenhaus bauen lafjen, freilidy aus den denkbar fOHlechtejten
Biegeln, die nicht Kalk, jondern Lehm verband; infolgedefjen lief die Feuchtig-
feit in den Stuben über die Sälfte der Wand hinauf, „der Pugßg war außen
(ängit abgefallen“, KXagen und Hunde hatten fih Löcher in die Mauer ge-
graben, „mweldhes unı Jo leichter mar, da man mit dem Stock durch die er-
weichte Mauer durchfahren konnte”. An den Wänden und Dielen wucdherten
die Pilze fo üppig, daß fic in Körben und ChHubkarren hinausgefhafft werden
mußten. Die aus Ziegeln errichteten Zimmersöfen waren infolge des Geizens
mit nafjem Holz gefprungen; mit Rauch vermifcdhte naßkalte Luft erfüllte bei
iOrer Benugung die Wohnräume. Ten „SCShHloßplas“ bededten Lehm- und
Stalfgruben, Steinhaufen und verfaultes Bauholz; ihn trennte ein ftarker
Holzzaun vom Sutshof, diejen umfchlofjen ein nur zur Hälfte bedachtesS, ver-
jallene8s Brauhaus, ein jchiefitehender SHüttboden, Scheunen mit Golz-
dachern, deren Löcher mit Lumpen- und Strobhwuliternt zuageftopft ivaren, end-
') Der Güte des gegenwärtigen Standesherrn, des Herrn Grafen Heinrich
von Reidhenbadh-Gofchüßg, verdanke id) es, daß id) diefes Tagebuch einfehen durfte.
°) Korns Ediktenjammlung Bd. III, S, 902 ff. Val. Tit. I, 8$ 2.
Yrıekurih, Hundert Sabre.