Full text: Der Niedergang der Preise und die Währungsfrage

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Entkleidet man ihre Reden der geäusserten Besorgnisse für alle 
möglichen künftigen Eventualitäten, aller künstlichen Ornamente und 
des sonstigen Beiwerks, so reducirt sich ihr Inhalt auf das Folgende : 
1) „Dass unter der Goldwährung (wir haben erst den Ueber 
gang zu ihr) in Deutschland keine so grosse Menge Metall 
geldes in den Banken und im Umlaufe vorhanden sei wie 
in Frankreich, den Vereinigten Staaten, Belgien, Holland 
und selbst in England,*) ein Umstand, welcher den Redner 
für die Eventualitäten künftiger Kriege oder ungünstiger 
Handelsverhältnisse grosse Gefahren befürchten lässt. Eine 
breite, aus Silber und Gold bestehende Basis des Verkehrs 
sei jedem Lande nothwendig, und befinde sich Frankreich in 
dieser Hinsicht in besserer Lage als England. 
2) Dass in Folge der Entwertung des Silbers unser Handel 
mit den Silberländern abgenommen habe. (Dies legt der 
Redner der Goldwährung zur Last!) 
3) Dass der steigende Tauschwert des Goldes die Ursache 
der gegenwärtigen Preisreduction sei, wodurch alle Vorteile 
der Schutzzölle illusorisch gemacht werden, und vor Allem 
eine agrarische Kalamität entstanden sei.“ 
Die Schuld aller dieser Uebel trage aber der Uebergang des 
deutschen Reichs zur Goldwährung. Beweis: Die oben angeführten 
Behauptungen der englischen Nationalökonomen! 
Die Dimetallisten sind daher überzeugt, die Uebel würden 
dadurch beseitigt werden, dass 
*) Der Redner vergleicht die vorhandenen Münzbestände jener Länder 
mit dem in Deutschland vorhandenen Edelmetalle, nimmt indessen mit einer 
Ausnahme auf beiden Seiten höhere Beträge an, als sich aus den Ermittelungen 
des Professors Dr. Soetbeer in den oben genannten „Materialien etc.“ ergeben. 
Wir führen beide Angaben zur Vergleichung auf: 
für den Kopf der Rede des Abgeordneten 
Bevölkerung v. Kardorff ^ rofessor Dr. Soetbeer 
Franken B.-Mark B.-Mark 
England 178 = 142,4 78 
Frankreich 241 = 193 171 
Belgien 165 = 132 95 
Holland 147 = 117,6 82+ (328Mill.Mark auf 4 Mill. Emw.) 
Vereinigte Staaten . . . 135 = 108 129+ ( 1540Mill. * auf 50 Mill. Einw.) 
Deutsches Reich .... 83 = 66,4 56+ (2504 Mill. Mark auf 45 Mill. Kmw.) 
t) Diese letzten drei Betrüge sind durch Berechnung aus den „Materialien“ 
entnommen.
	        
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