10
Company sich entwickelte. Als aber der Reichskanzler im Jahre
1884 das Zeichen zu deutscher Kolonialpolitik gegeben, wurde
die Reichsregierung zu ausgedehuten Erwerbungen in der Süd
see veranlaßt und die Reu-Guinea-Compagnie gebildet.
Bald erhielt dieselbe auch einen kaiserlichen Schutzbrief. Keine
unserer überseeischen Besitzungen ist so sorgfältig und in einem
gewissen vornehmen Zuschnitt vorbereitet und finanziell so rasch
und stark fundiert worden, als dies Vonseiten der genannten
Gesellschaft geschehen. Ohne Zweifel sind die bezüglichen tro
pischen Länder wertvoll und versprechen für kommende Zeiten
auch eine wirtschaftliche Ausbeute. Aber es wird wohl, —
Glücksfälle, etwa Goldfunde, wie an der Südküste Neuguineas
ausgenommen — lange Jahre währen, ehe irgendwelche in
Betracht kommenden Rimessen eine bescheidene Vergütung der
reichlich aufgewandten Mittel bringen werden. Es ist ein ge
fährlich Ding, in Ländergebieten, die auf der niedersten Kultur
stufe stehend, mit dem Europäer noch kaum in Berührung
gekommen sind, in denen noch alle geordnete Produktion fehlt,
wo weder der Händler noch der Missionar seine Pionierdienste
verrichtet hat, mit kolonialen Verwaltnngseinrichtnngen vorzu
gehen. In England, in den Niederlanden beschränkt man sich in
solchen Gebieten auf Flaggenhissung, alle Ausgaben sorgfältig
vermeidend, die Entwickelung des Landes gelegentlich fördernd
und abwartend. So machte es Holland seit vierzig Jahren
mit West-Neuguinea, so England seit zwanzig Jahren mit der
Südküste und wird es mit dem ihm nun zugesprochenen öst
lichen Teile der großen Insel wohl ebenso halten. Kultivations-
arbeiten gedeihen eben langsam und in Neuguinea finden die
selben an der Spärlichkeit der Bevölkerung, an der großen
Zersplitterung derselben in Stämme und Sprachen, vielleicht
o# an bem rníangcl ^##(1 ober M Meüa=
kraft nach besondere Schwierigkeiten. Auch das große vor