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Fehlgriffe der Regierung einmal Mißstimmung und Un
zufriedenheit mit den jeweiligen politischen Zuständen mehr
als billig aufkommen lassen *)."
Man >hat mit Rücksicht auf die demnächst bevorstehenden
Debatten und das Echo, welches sie wecken dürften, Grund
zu der Annahme, daß es sich empfehlen kann, diesen Latz
auch jetzt noch einmal zu wiederholen. Es liegt genug
innerer Zündstoff in der Luft. Gegen keinen Druck reagiert
aber der moderne Staatsbürger in der Regel so kräftig,
wie gegen den auf seinen Geldbeutel. Man wird also
gut tun, bei der nun einmal notwendig werdenden Re
form der Einkommen-Steuer vorsichtig zu verfahren
und das um so mehr, als betrüblicher Weise das Anziehn
der preußischen Steuerschraube mit dem Anziehn der Reichs
steuerschraube zeitlich zusammenfällt. Diese Kumulation legt
ohnehin den Gedanken nahe, dem System der Zuschläge, der
Progressionen usw., kurz der Tarif-Gestaltung, etwas mehr
Aufmerksamkeit zu widmen, als das wohl gemeiniglich ge
schieht.
Aus den gleichen Gründen wird es sich m. E. empfeh-
len, die Interessen der einzelnen Tensiten und Nicht-Ten-
siten sorgsam und nicht bloß nach fiskalischen Gesichtspunkte
zu würdigen; und endlich dem bequemen Ausweg rein mecha
nischer Zuschläge — selbst bei Freilassung der untersten
Stufen etwa bis 8000 oder 10 000 M. Einkommen —
recht skeptisch gegenüber zu treten. Seine Beschreitung
würde m. E. die etwaigen im bisherigen Tarif-System
liegenden Mängel vergrößern. Man wird auch zu
beachten haben, daß die sozialen und wirtschaftlichen
Zustände und die Einkommens-Verhältnisse der ver-
*) Damals war der versuch gemacht worden, die Kanal-Vorlage
durch Beamten-Maßregelungen gewaltsam durchzudrücken, und ein
preußischer Minister hatte sich dazu hergegeben.