Entlöhnungsmethoden in der südwestdeutsch-luxemburg. Eisenindustrie. 3
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sie gilt daher, soll er erfolgreich durchgeführt werden, die
allgemeine Forderung: noch rationelleres Produzieren bei
billigster Beschaffung der Hilfsmittel und möglichst gesteigerter
Gebrauchsfähigkeit des Produktes*) — aber unter steter Rück
sichtnahme auf die Marktlage, die ja schliefslich dem Erzeug
nis den praktischen (Tausch-) Wert verleiht, und hinter dem
*) Einige Beispiele aus der Praxis dafür: a) Das Differdinger Werk
in Luxemburg war eins der ersten, das durch Aufstellung von Gas
maschinen zur rationelleren Ausnutzung der Hochofengase schritt, um die
Produktionskosten herabzudrücken. Den gleichen Zweck verfolgte der
Beschlufs dieser Firma, Zechen zu erwerben, um billigere Kohlen zu er
halten. Auch durch Herstellung eines gebrauchsfähigeren Produktes
(Spezialträgers) suchte dieses Werk einen Vorsprung zu erlangen, wo
rüber die süddeutsche Bauzeitung 1903 schreibt: „Wie sehr hier der
Differdinger Spezialträger dem genieteten Blechträger oder Fachwerk
träger Konkurrenz zu machen berufen ist, dürfte schon daraus hervor
gehen, dafs bei dessen Verwendung eine namhafte Ersparnis an Zeit,
Material und daher auch an Kosten erzielt wird durch das Entfallen
des Zusammenpassens der Konstruktionsteile, des Bohrens der Niet
löcher, der Nietarbeit nebst Nietmaterial usw.“
b) Die Hütte Friede in Lothringen wiederum berichtet, dafs durch
die Inbetriebnahme der Drahtseilbahn, die den Transport der gesamten
in Aumetz geförderten Erzmengen bewältigt (und zwar über 40000 t
Erze monatlich), die Selbstkosten wesentlich gesunken seien. „Nament
lich konnte die Zahl der Arbeiter relativ herabgesetzt werden, für die
nunmehr auch keine besondere Ausbildung bezw. Übung erforderlich
ist, sodafs sie jetzt aus den untersten Lohnklassen entnommen werden.“
c) Eine Mafsregel für ältere Werke zur Herabsetzung der Ge
stehungskosten und Erlangung gröfserer Konkurrenzfähigkeit ist die
Modernisierung der veralteten Anlagen, wie sie auf gut geleiteten älteren
Werken stets zu finden ist. Dadurch wird ihnen vielfach erst die Mög
lichkeit des Fortbestehens gegeben. Ich verweise in dieser Hinsicht
auf das erste Heft von „Stahl und Eisen“ 1905, wo an Hand von
Belegen dargestellt ist, welche Umänderungen vorgenommen, und welche
mechanische Hilfsmittel neu eingeführt werden, um in erster Linie durch
Herabsetzung der Arbeiterzahl die Produktion zu erhöhen.
d) Einige Maschinenfabriken schliefslich sind zur Einführung von
Schnelldrehstählen geschritten, um die Produktionskosten herabzu
drücken und einen gröfseren Vorsprung zu erlangen. So konnten die
Akkordsätze dadurch bis um 25—30 pCt. reduziert werden. In den
Drehereien im speziellen findet man hier und da das Zweibanksystem,
bei dem gleichzeitig zwei Drehbänke von einem Dreher bedient werden.
•Auf der einen Drehbank werden Stücke mit viel „Selbstgang“ bearbeitet,
die andere Bank dient hauptsächlich für Artikel mit überwiegend Hand-