I.
Weltwirtschaft und geographische
Arbeitsteilung.
Eines der wichtigsten der Probleme, die nach Beendigung
dieses Krieges der Lösung harren, dessen Lösung aber nicht zeitig
genug vorbereitet werden kann, ist die Regelung unserer Volks
wirtschaft. Gar viele lebten vor Beginn des Krieges mehr oder
minder in der Vorstellung eines gesicherten ungehemmten Güter
austausches zwischen allen Gebieten der Erde," und hielten die geo
graphische Arbeitsteilung der Produktion für eine vorteilhafte
(rationelle) Art der Befriedigung des menschlichen Bedarfes au
Sachgütern. Nun wendet ja zum Beispiel Wieset ein: „Wenn
die Arbeitsteilung überhaupt vorteilhaft sei, so argumentiert die
klassische Schule, daß sie auch weltwirtschaftlich vorteilhaft sein
müsse; wie sie im Volke den einzelnen Gelegenheit schaffe, ihre
Kräfte bestens zum allgemeinen Wohle auszunützen, so müsse sie
auch in der Welt die Gelegenheit schaffen, daß jedes Volk die
eigentümlichen Vorteile, die es besitze, bestens zum allgemeinen
Wohl ausnütze.
Es ist eine Wahrheit von höchster Bedeutung, die damit er
kannt ist, aber wiederum hat die klassische Schule die von ihr ge
fundene Wahrheit nicht ganz rein erkannt, sie hat den Schatten
der wirtschaftlichen Schichtung nicht genügend beachtet, der unter
Umständen das Licht der internationalen Arbeitsteilung trübt.
Gerade so, wie die Schichtung innerhalb der Volkswirtschaft für
die unteren Stufen zu einem der schwersten Übel werden kann,
so kann auch die internationale Schichtung das
schwache Volk zu seinem Schaden und zum allgemeinen Schaden
der Übermacht des Starken unterordnen."
Nun, da mußte eben jedes Volk sehen, wie es ein starkes Volk
blieb, und brauchte sich mit die Schicksale der schwachen Völker nicht
° „Vor dem Kriege lebten >vir alle in einem Zeitalter zunehmender
Weltwirtschaftlichkeit." Naumann: Mitteleuropa, Berlin 1915.
* Wieser: Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft, im Grundriß der
Sozialökonomik, l. Abt., Tübingen 1914.