Vollmilch. Bestimmung des Fettes.
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7. Gottlieb hat das Überdrücken der Fettlösung mit einer Eöhrenanordnung wie
bei Spritzflaschen unter Anwendung eines kleinen Gummiballons empfohlen; ebenso empfiehlt
M. Popp abhebern der Ätherlösung. Gottlieb und Popp empfehlen 1,6 ccm Fettlösung
in dem Zylinder zurückzulassen, alsdann entspreche der gefundene Fettgehalt direkt
10 g Milch.
8. Beispiel: Angenommen, es seien 10,3 g Milch angewendet, das Volumen der
ätherischen Fettlösung habe 52,5 ccm betragen, von diesem seien 40 ccm abpipettiert und
in diesen seien 0,2540 g Fett gefunden. Dann enthielt die Milch
0,2540 x 52,5 X 100
40x10,3 ’ /„ fett.
«) Sonstige Verfahren.
W. Schmid 1 ) gibt zur schnellen Bestimmung des Fettes in der Milch in ein
in '/ 10 ccm eingeteiltes Eeagensglas von etwa 50 ccm Inhalt — St. Boudzynski 2 ) hat
für den Zweck ein kalibriertes Eöhrohen mit 2 kugeligen Erweiterungen empfohlen —
10 com Milch oder 5 ccm Eahm, setzt 10 ccm Salzsäure zu, kocht unter Umschwenken,
bis die Eiweißstoffe sich wieder gelöst haben und die Flüssigkeit dunkelbraun geworden
ist, kühlt auf etwa 40° ab und fügt 30 com Äther zu. Es wird tüchtig durchgeschüttelt,
15—20 Minuten bei Zimmertemperatur oder besser im Wasserbado bei 40° stehen gelassen,
das Volumen der Ätherlösung genau gemessen und hiervon werden nach vollständigem klarem
Absetzen 10 bezw. 20 ccm, die keine Wassertröpfchen zeigen dürfen, abpipettiert. Man
gibt letztere in einen gewogenen Porzellantiegel, läßt im Wasserbade verdunsten, trocknet
kurze Zeit im Luftbade bei 100° und wägt.
Anmerkung: Kommt die Milch, wie nicht selten im Sommer, in geronnenem,
saurem Zustande ins Laboratorium, so hält es schwer, durch Schütteln allein ein vollständig
homogenes Gemisch wieder herzustellen. Man setzt alsdann am zweckmäßigsten einige
Iropfen Ammoniak oder auch, aber weniger empfehlenswert, 4O 0 / o -ige Kalilauge bis
z u eben eintretender alkalischer Eeaktion hinzu und schüttelt anhaltend durch. Genügen
einige Tropfen nicht, so mißt man eine bestimmte Menge von letzterer ab und korrigiert
hiernach die gefundene Fettmenge. — Vergl. oben S. 448 über die Bestimmung des spez.
Gewichtes in geronnener Milch.
Zum Eintrocknen empfiehlt sich nach M. Kühn 3 ) in letzterem Falle ein Gemisch
v on Sand, Gips und 1—3 g saurem schwefelsaurem Kalium, welches letztere eine Verseifung
des Fettes durch freies Alkali verhindert. Man kann letzteres zu dem Zweck vor dem
Eintrocknen auch durch Essigsäure neutralisieren.
Es empfiehlt sich, für Fett- sowohl wie für Trockensubstanz in ge
ronnener Milch Doppel-Bestimmungen auszuführen.
Mitunter gehen bei geronnener saurer Milch nicht unerhebliche Mengen „Milch
säure“ mit in die ätherische Lösung über; G. Sohmöger empfiehlt alsdann, den Äther
auszug mit heißem Wasser durchzuschütteln, nach dem Erkalten durch ein feuchtes Filter
zu filtrieren und das Fett durch Alkohol und Äther in das Kölbchen zurückzubringen.
Manetti und Musso 4 ) fanden, daß der Ätherauszug der Milch (besonders dei sauren
Milch) mitunter dunkelrote Tröpfchen einschließt, die in Äther und Wasser löslich, dagegen
*u Schwefelkohlenstoff unlöslich sind; H. Eitthausen, welcher diese dunkolroten Tröpfchen
obenfalls beobachtete, ist der Ansicht, daß sie in ihren Eigenschaften mehr dem Dextrin
als dem Milchzucker ähnlich sind.
b) Das aräometrische Fettbestimmungsverfahren von Fr. Soxhlet.
_ r ivT-iinVt mit Kalilauge und einer bestimmten
Schüttelt man eine bestimmte Menge Mil e ’ f „ bildet sich eine
Menge Äther, so nimmt der Äther alles Fett aus der Milch auf, es bildet sich
4 ) Zeitschr. f. analyt. Chem. 1888, 27, 464.
2 ) Landw. Jahrb. d. Schweiz 1889; Chem.-Ztg. 1890, 14, Eep. 20.
3 ) Milch-Ztg. 1889, 18, 561.
i ) Zeitschr. f. analyt. Chemie 1877, 16, 397.