Labpräparate.
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Da im Vollmilchkäse (Fettkäse) der Fettgehalt etwas höher oder gleichhoch zu sein pflegt
wie der Gehalt an Stickstoff-Suhstanz, so ist Halbfett- oder Magerkäse als vorliegend
anzusehen, wenn im fraglichen Käse der Gehalt an Fett geringer ist als der an
Stickstoff-Suhstanz. In Rahmkäsen muß der Fettgehalt beträchtlich höher sein als
der Gehalt an Stickstoff-Suhstanz.
3. Als verfälscht sind Käse anzusehen, welche Zusätze von stärkemehlhaltigen
Stoffen (Kartoffelbrei und dergl.) erhalten haben, ohne daß dies deutlich bezeichnet
ist oder aus der Art des Käses hervorgeht. An anorganischen Zusätzen darf der
Käse nur Kochsalz erhalten; etwaige Zusätze von Gips, Kreide usw., die allerdings
wohl zu den Seltenheiten gehören dürften, sind natürlich als Fälschungen zu be
zeichnen.
4. Die mit den Krankheiten (Fehlern) behafteten Käse, wie Mauer
(S. 505, No. 3), roter (No. 4), mißfarbener (No. 5) und bitterer (No. 7) Käse, sind
als minderwertig bezw. verdorben zu bezeichnen.
5. Bei der Beurteilung des Reifungsgrades der Käse ist zu beachten,
daß bei den verschiedenen Käsesorten im genußfähigen Zustande und auch bei den
einzelnen Sorten in verschiedenem Reifungsgrade innerhalb weiter Grenzen schwankende
Mengen löslicher Stickstoff-Verbindungen vorhanden sind, so daß diese im allgemeinen
keinen zuverlässigen Maßstab für die Beurteilung des Käses abgeben.
V. Untersuchung der Labpräparate.
Die Wirkung der Labpräparate ist abhängig von der Temperatur, der Labmenge
und der Beschaffenheit der Milch.
Das ursprünglich von Fr. Soxhlet ausgearbeitete, dann von W. Fleischmann )
veränderte Verfahren zur Untersuchung der Labpräparate auf ihren Wirkungswert hat außer
durch eine Reihe anderer Forscher von A. Devarda-) eine weitere Ergänzung und Verbesserung
erfahren, die vorwiegend darin beruhen, daß letzterer für diese Untersuchung nicht nur
stets eine normale Mischmilch, sondern auch die Anwendung eines Kontrolllabs verlangt,
dessen Wirkungswert ein- für allemal unter Berücksichtigung gewisser Vorsichtsmaßregeln
testgestellt wurde. Hierdurch soll die erforderliche Unabhängigkeit von der stets
schwankenden Beschaffenheit der Milch erreicht werden.
A. Devarda verfährt wie folgt;
200 ccm frische normale Kuhmilch werden in einen etwa 300 ccm fassenden Was-
kolben gebracht und zunächst auf 35° vorgewärmt, hierauf mit 2 ccm der Lablösung ver-
setzt und sogleich unter gleichzeitigem sanftem Schütteln des Kolbens die Zeit notiert,
w °zu man sich einer genauen Sekundenuhr (am besten mit arretierbarem Sekundenzeiger)
? u bedienen hat. Man senkt nun ein Thermometer in die Milch ein und stellt den Kolben
ln ein auf etwa 36» erwärmtes Wasserbad, worauf man fortwährend durch langsames
Ba nftes Neigen des Kolbens die Art des Abrinnens der Milch an der Glaswand beobachtet
Und fortan fest im Auge behält. Die Milch wird nach einigen Minuten dickflüssig und
an der Glaswand käsig und fadenziehend abrinnen. Da diese Erscheinung immer plötzlich
eintritt, so ist dieselbe mit der Uhr in der Hand und möglichst scharf festzustellen.
Wahrend der ganzen Einwirkungszeit muß die Milch genau die Temperatur von 35° haben.
tyi .. Betreffs der Stärke in welcher die Lablösungen bei dem Versuche anzuwenden sind,
m °8en folgende Regeln gelten:
0An a) Bei Labflüssigkeiten verdünnt man 10 ccm Labflüssigkeit mit Wasser auf
ccm.
k) Bei Labpulvern werden genau abgewogene 1,25 g des Pulvers mit Wasser auf
uu ccm gelöst.
') W. Fleischmann, Das Molkereiwesen, 1875, S. 757.
') Landw. Versuchs-Stationen 1896, 47, 401.
Landwirtschaftliche Stoffe, 3, Auflage. 33