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Obst- und Beerenfrttchte sowie deren Erzeugnisse.
ein Saugfilter abfiltriert, das Becherglas mit siedendem Wasser bis zur neutralen Reaktion
ausgespült, der kohlensaure Kalk auf dem Eilter ebenfalls mit siedendem Wasser aus
gewaschen und die alkalische Flüssigkeit aus der Koohflasche schließlich in eine Porzellan
schale gebracht. Die Flüssigkeit in der Porzellanschale wird auf dem Wasserbade bis auf
etwa 15 ccm eingedampft, nach dem Erkalten sofort mit 3 ccm Eisessig versetzt und
5 Minuten lang gerührt. Danach kann man die Untersuchung sogleich fortsetzen, aber auch
ruhig einige Zeit und nötigenfalls bis zum nächsten Tage stehen lassen.
Nun gibt man 100 ccm Alkohol von 94—96 °/ 0 zu und rührt wiederum 6 Minuten
lang, bis der entstandene Weinsteinniedersohlag, welcher anfangs käsig-flockig ausfällt,
fein körnig-kristallinisch geworden ist.
Der Weinsteinniederschlag wird dann sofort in folgender Weise auf ein konisches
Saugfilter gebracht: Man läßt den Niederschlag erst in der Schale ordentlich absitzen, gießt
den darüber stehenden Alkohol durch das Filter und spült zuletzt den Niederschlag
selbst auf das Filter. Nun wird zuerst die Schale mit Alkohol bis zum Verschwinden
der sauren Reaktion ausgespült und dann der Niederschlag auf dem Filter selbst gleichfalls
bis zum Verschwinden der sauren Reaktion ausgewaschen. Schließlich wird der Nieder
schlag samt Filter in ein Beoherglas gebracht, der in der Porzellanschale haftende Wein
stein mit siedendem Wasser dazugespült, so daß man etwa 100—120 ccm Flüssigkeit hat;
diese werden mit 1 / 2 Normal-Kalilauge titriert.
Die Berechnung ist bei Weinhefen unter Berücksichtigung der früher bekannt ge
gebenen Korrektur vorzunehmen. 9
Bei der Untersuchung von Weinstein und weinsaurem Kalk werden 3 g der Substanz
angewendet, diese ebenfalls mit 9 ccm Salzsäure digeriert; die Masse wird dann aber auf
100,5 ccm verdünnt und von dem Filtrate werden 50 ccm zur Untersuchung weiter ver
wendet. Bei Weinstein und weinsaurem Kalk fällt die Korrektur in der Berechnung weg.
Die x / 2 Normal-Kalilauge ist auf chemisch reinen Weinstein einzustellen, und zwar
unter Benutzung desselben Laokmuspapiers, welches zu der Titration dient.“
B. Philips & Co. haben dieses Verfahren dahin abgeändert, dass sie 10 g Wein
stein oder Hefe mit 150 ccm Wasser aufkoohen und mit Normalnatronlauge genau
neutralisieren; hierdurch geht alles Kaliumbitartrat in Lösung, während Calciumtartrat
unangegriffen bleibt. Mit der Lösung wird wie vorstehend verfahren, d, h. man bringt
die Lösung samt Niederschlag auf 200 ccm — bei Hefe auf 203 ccm •— und scheidet den
Weinstein ab. Da aber die Lösung kein kohlensaures Kalium enthält, so setzt man nicht
5' ccm, sondern nur 3 com Eisessig zu. Auf diese Weise findet man den wirklichen Gehalt
an Kaliumbitartrat, während die Differenz zwischen diesem Wert und dem nach vorstehendem
Verfahren gefundenen Ergebnis — Bestimmung der gesamten Weinsäure — den Gehalt an
Calciumtartrat in Äquivalenten Bitartrat liefert.
2. Wein- und Obsttrester. Die Trester von den weißen, süß gepreßten Trauben
(bezw. Obst) lassen sich, weil sie keine nennenswerten Mengen Alkohol und Weinstein
enthalten, entweder direkt frisch oder nach dem Binsäuern (mit Salzzusatz) zur Fütterung
verwenden. Die Trester von den auf den Trestern vergorenen Rotweinen lassen sich aber
wegen des verhältnismäßig hohen Gehaltes an Weinstein und Alkohol nicht direkt ver
füttern. weil sie Wehen (bei trächtigen Kühen) und Durchfall hervorrufen. Diese Trester
werden daher vorher nach Verdünnen mit Wasser abgebrannt, um den Tresterbranntwein
zu gewinnen, und wenn dann die in der Blase befindliche Flüssigkeit, die den größten
Teil des Weinsteins gelöst enthält, abgegossen wird, so ist auch dieser Tresterrüokstand
zur Fütterung geeignet.
Die Untersuchung von Wein- und Obsttrestern auf Putterwert erfolgt nach S. 258,
J ) Bei gefundenem Weinsäuregehalt von 20 °/ 0 sind 0,7 °/ 0 in Abzug zu bringen und
bei (20 -f- n) °/ 0 zu rechnen (20 -)- n) °/ 0 — (0,7 -fix 0,02) °/ 0 Weinsäure.