Nachweis der Beschädigungen durch saure Rauchgase.
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Salpetersäure, Schwefelsäure, Oxalsäure, bei der Auflösung hezw. Beizung von Metallen,
beim Vergolden von Kupfer, Messing usw. in die Luft entweichen, wirken in ähnlicher
Weise auf die Vegetation wie die schweflige Säure und die Salzsäure. Diese Wirkung gibt
sich äußerlich auch hier in dem Auftreten brauner bezw. gelber Flecken und Ränder bezw.
gelber Nadelspitzen zu erkennen. In den Zellen verschwinden nach Haselhoff und Lindau
Chlorophyll- und Stärkekörner spurlos; der übrige Inhalt färbt sich durch sich ausscheidendo
Gerbsäure braun bis fast schwarz, auch die Membranen färben sich häufig durch Humin
säure gelb bis dunkelbraun. Unter Umständen wird das äußere Krankheitsbild durch einen
höheren Gehalt an Stickstoff und Asche in den beschädigten Blattorganen im Ver
gleich mit gesunden eine Bestätigung finden können.
Luft mit 1 Teil N 2 0 4 auf 20000 Teile Luft oder 0,05 g N 2 0 4 in 1 cbm Luft wirkt
bestimmt schädigend auf Bäume. Die gewöhnliche reine Luft enthält etwa 0,00003 g
Salpetersäure in 1 cbm.
5. Beschädigung durch Ammoniak. Ammoniak entwickelt sich fortgesetzt bei
allen Fäulnisvorgängen an der Erdoberfläche, in Aborten, Viehställen, aus Tuchfabriken,
die Urin verwenden. Diese Mengen wirken indes kaum jemals schädlich.
In größeren Mengen jedoch kann Ammoniak mitunter infolge von Betriebsstörungen
bei der Ammoniakdestillation ans Gaswasser oder in Ammoniak-Soda-Pabriken usw. auf-
treten; man hat alsdann vereinzelt eine Beschädigung der in der Nähe stehenden, von den
Dämpfen bestrichenen Bäume usw. beobachtet.
Derartige Beschädigungen durch die chemische Untersuchung nachzuweisen, ist bis
jetzt nicht unternommen bezw. gelungen, denn die Einwirkungen finden meistens nur vor
übergehend statt, so daß etwa ein erhöhter Gehalt an Stickstoff in den Blättern hezw.
Nadeln nicht wohl anzunehmen ist.
Nach einigen hiesigen Versuchen 1 ) wirkt Ammoniak in der Luft in der Weise auf
die Blätter der Bäume, daß die Randungen zunächst anfangeu sich zu bräunen und diese
Bräunung nach und nach das ganze Blatt überzieht; bei starker Einwirkung erscheint
letzteres ganz geschwärzt. Junge Blätter leiden viel eher als ältere. Auch hier erwies
sich, wie gegen saure Rauchgase, die Eiche als am widerstandsfähigsten.
Im Innern des Blattes zeigen die Zellen nach Haselhoff und Lindau durchweg
dieselbe Plasmolyse wie bei den Säurewirkungen; es scheiden sich Öltropfen und Gerbstoffe
aus; da letzterer unregelmäßig in den Zellen abgelagert ist, so erscheinen die Blätter
im durchscheinenden Licht wie schwarz punktiert. Das Ammoniak wirkt erst schädlich
bei einem Gehalte von 60—100 mg in 1 cbm Luft, während für gewöhnlich in der Luft
bis höchstens 0,056 mg Ammoniak in 1 cbm Vorkommen.
6. Beschädigung durch Flußsäure. In der Nähe von Superphosphat-, Glas-,
Tonwaren-, chemischen Fabriken, Ziegeleien * 2 3 ) usw., die fluorhaltige Rohstoffe ver
arbeiten, bezw. Fluorwasserstoffsäure darstellen, pflegt der letzteren ebenso wie den
bereits genannten Mineralsäuren eine pflanzenschädliche Wirkung zugeschrieben zu
werden. In den Fabriken, durch deren Betrieb gasförmige Fluorwasserstoffsäure
entwickelt wird, gibt sich letztere außer durch den scharfen Geruch auch dadurch
zu erkennen, daß die Fensterscheiben in den Fabriken und in der Nachbarschaft
blind (geätzt) sind, bezw. nepe Fensterscheiben in kürzester Zeit blind werden.
Eine Prüfung der Schädlichkeit der Flußsäure für das Pflanzenwachstum an
der hiesigen Versuchs-Station 8 ) ergab die außerordentliche Giftigkeit derselben für
das Wachstum der Pflanzen. Die äußeren Krankheitserscheinungen sind dieselben
wie bei den Beschädigungen durch schweflige Säure und Salzsäure.
9 Vergl. M. Börner, B. Haselhoff und J. König, Landw. Jahrbücher 1892, 21, 421,
2 ) Vergl. u. a. Ramann und Wislicenua, Sind Ringofengase den Pflanzen schäd
lich? Verlag der Tonindustriezeitg., Berlin NW. 5.
3 ) Denksohr. d. landw. Versuchs-Station Münster i. W., 1896, 204.
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