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Untersuchung der Schafwolle.
4. Wollfett (in Äther löslich). Die getrocknete Wolle wird hierauf mit
wasserfreiem Äther übergossen und die Lösung nach halbstündigem Stehen abgespritzt;
diese Operation wird wiederholt, bis der Äther nichts mehr aufnimmt. Die ätherische
Fettlösung wird durch Schütteln mit Wasser gereinigt, indem man nach dem Durch
schütteln (etwa 24 Stunden) stehen läßt, die klare Ätherschicht abhebt, die wässerige
Schicht mit Äther nachwäscht, bis letzterer nichts mehr aufnimmt. Das beim Ver
dunsten des Äthers zurückbleibende Fett wird bei 100° getrocknet und gewogen.
Der beim Verdunsten des Waschwassers bleibende Rückstand wird zu dem in
Wasser löslichen Anteil der Wolle hinzuaddiert.
Das Wollfett, das Lanolin des Handels, läßt sich durch Alkohol in einen
leicht und einen schwer löslichen Teil zerlegen; ersterer enthält sehr viel freies
Cholesterin; neben diesem kommt nach E. Schulze noch Isocholesterin vor.
5. Wollschweiß (in Wasser löslich). Die mit Äther erschöpfte Wolle wird
hierauf mit kaltem, destilliertem Wasser bis zur Erschöpfung ausgezogen. Die
wässerigen Auszüge werden durch Abspritzen 1 ) von der Wollfaser getrennt, dann
vereinigt und gemessen. Zur Bestimmung ihres Gehaltes an festen Teilen wird eine
abgemessene Menge der Lösung, nachdem sie zuvor durch Filtration von den bei
gemengten Schmutzteilen befreit ist, in einer gewogenen Platinschale im Wasser
bade zur Trockne verdampft. Die Schale mit dem Rückstand trocknet man auf
heißem Sande im luftverdünnten Raum, bis ihr Gewicht beständig ist. Der Rück
stand bildet nach völliger Austrocknung eine braune, leicht zerreibliche Masse.
Zur näheren Bestimmung der in Wasser löslichen Bestandteile (des Woll-
schweißes) verwendet man 100—150 g Wolle und zieht dieselben vollständig mit
Wasser aus, wozu etwa 8—10 1 erforderlich sind.
Hierzu wird eine gute Mittelprobe der Roh-, d. h. vorher nicht mit Äther
ausgezogenen Wolle verwendet; durch die Seifen des wässerigen Auszuges wird
auch etwas Fett aus der Wolle gelöst; um letztere Menge zu bestimmen, kann man
den wässerigen Auszug mit Äther durchschütteln und dessen Abdampfrüokstand
wägen.
Im übrigen verfährt man bei etwa 8 1 wässerigem Auszug wie folgt:
a) Trockensubstanz; 500 ccm werden in der Platinschale eingedampft,
der Rückstand bei 110° getrocknet und gewogen.
b) Stickstoff: 300 ccm werden nach schwachem Ansäuern mit Schwefelsäure
im Kjehldahl-Kolben eingekocht oder unter Zusatz von etwas Gips in Hoff
meister sehen Glassohälchen im Wasserbade eingedampft, der Rückstand samt Schäl
chen zerrieben und nach Kjehldahl (S. 138) verbrannt. Die Schafwolle enthält in
Prozenten der lufttrocknen Rohwolle 0,4 bis 0,8 °/ 0 in Wasser löslichen Stickstoff.
c) Ammoniak wird in 200 ccm nach dem Schlösingschen Verfahren be
stimmt (vergl. S. 142). In Prozenten der Rohwolle sind etwa 0,01—0,11 °/ 0 Am
moniak vorhanden.
d) Kohlensäure: 3000 ccm werden zur Trockne eingedampft und in dem
Rückstand die Kohlensäure ermittelt (vergl. S. 15).
Die Kohlensäure ist als an Kali gebunden zu betrachten. In Prozenten der
Trockensubstanz des Wasserextrakts sind etwa 1,7—6,0 °/ 0 , in Prozenten der luft
trocknen Rohwolle 0,35—1,30 °/ 0 Kohlensäure vorhanden.
1 ) Man gibt die Wolle in eine Spritzflasche, in welcher das bis auf den Boden
reichende Glasrohr unten eine kleine trichterförmige Erweiterung hat, die mit Leinwand
umbunden ist; nach hinreichender Digestion wird jedesmal die wässerige Lösung wie in
einer Spritzflasche abgespritzt und in einem größeren Gefäß gesammelt. Auf diese Weise
gelangen keine Wollfasern in den Auszug.