§ I. Tatfächliche Gründe für das Beffchen der Hausinduftrie m Wir können daher fagen: die Gebiete der Hausinduftrie find durch die gefamte Induftrie hin vornehmlich d i e Herftellung minderwer tiger oder doch nur ganz einfacher Waren, in geringem Umfange die Kunftproduktion, und nur wo althausinduftrieiles Talent unver ändert weiterverwandt werden kann, auch die Mittelgutsproduktion. Diefe Inferiorität der hausinduftriellen Produkte gegenüber den Fabrikwaren liegt im Wefen von Hausinduftrie und Fabrik ganz und gar begründet. x ) Beim Verlag ruht wefentlich nur der Abfatz in den Händen des Kapitaliften, um den eigentlichen Produktionsprozeß kümmert er fich nicht. Er ift und fühlt fich lediglich als Kaufmann, nicht als Produzent. Manchmal fehlen daher ihm wie feinen Stellvertretern dietechnifchen Kenntniffe, um die von den Hausinduftriellen abgelieferten Produkte auf ihre Güte hin prüfen zu können. Es f e h 11 an der für die Qualität der Produkte fo wichtigen Kontrolle während des Arbeitsprozeffes, und die Ar beiter, die diefes Mangels an Kontrolle fich wohl bewußt find und oft noch geradezu vertrauen auf die Unkenntnis der Abnehmer ihrer Produkte, bilden bei fich das Beftreben aus, recht inferiore Arbeit zu liefern. — Der Unternehmer hat auch kein allzugroßes Intereffe daran, den Produktionsprozeß kontrollieren zu laffen und auf höher ftehende Qualität zu dringen. Verliert er infolge der Qualitätsverfchlechterung den Markt, den er bisher beforgte, fo hat er kein Kapital zu verlieren, das in dem Betriebe inveftiert wäre. Die Hausinduftrie bafiert ja vornehmlich auf der Men- fchen Arbeit, weniger auf dem harmonifchen Zufammenwirken von Kapital und Arbeit. Der Fabrikbefitzer dagegen, der ein großes Vermögen in das Unternehmen hineingefteckt hat, möchte nun auch eine möglichft hohe Rente davon beziehen. Ihm ift fehr daran gelegen, daß die Arbeitskraft quantita tiv wie qualitativ das Höchftmögliche leifte. Technifche Verbefferungen, weit gehende Arbeitsteilung und eine umfangreiche genaue Kontrolle dienen ihm als Mittel dazu, möglichft viele und im Preife hoch ftehende Waren zu erzeugen. Wie alfo die von kapitaliftifchen Grundfätzen ganz und gar durchdrungene Fabrik zu immer befferer Quantität drängt, fo ift das eigenfte Gebiet der Haus induftrie die inferiore Maffenware. Und die N a c h f r a g e nach folchen fchlecht gearbeite ten und geringwertigen Maffenwaren ift heute recht groß. Die ftetig fteigende Arbeiterbevölkerung verlangt nach fertiger Ware, die möglichft preiswürdig ift. Die Mode dringt rafch bis in die äußerften Volks- *) Vgl. L. Sinzheime r, Über die Grenzen der Weiterbildung des fabrikmäßigen Großbetriebs in Deutfchland, Stuttgart 1893, 114 ff-