26 Es käme da insbesondere die Dimensionierung der Ladefläche in Betracht: Es wäre von größtem Vorteil für die Armee, wenn diese Vehikel solche Ausmaße hätten, daß man die wichtigsten Kisten formen, welche die Armee verwendet, ohne Schwierigkeit unterbringen kann. Eine solche Einführung würde auch dazu führen, daß man bei der Armee die Kistenformen auf einige Ein heitstypen reduzieren könnte, welche untereinander komensurabel sind, etwa in der Weise, daß die größte Kiste das Doppelte, Dreifache oder Vierfache der kleinsten darstellt. Wir sehen ja heute eine solche Tendenz zur Vereinheitlichung auf dem Gebiete der Reise koffer, die — um im Eisenbahnwaggon zugelassen zu werden — eine bestimmte Größe nicht über schreiten dürfen. Auch auf dem Gebiete der Papierformate ist heute eine solche Bewegung modern. Daß aber die Vereinheitlichung der Wagentypen bei den landesüblichen Fuhrwerken, soweit die Ladefläche in Frage kommt, keine reine Utopie ist, beweisen die Erfahrungen, welche man mit dieser Institution im fernen Osten ge macht hat. Der Geograph Richthofen erzählt 1 : «Man fährt in zweirädrigen Karren, die von zwei Maul tieren, eines vor das andere gespannt, gezogen werden. Die Karren sind in ganz China genau gleich und von denselben Abmessungen. Dies ist bequem. Ich habe mir eine Anzahl Ge päckstücke machen lassen, die nach dem Zoll bemessen sind und auf jedem neuen Karren genau ihren Platz ausfüllen. . . .» Daß die Armee solche Einrichtungen zu ver wenden wüßte, kann man aus dem sehr lesens werten Werke des Feldmarschalleutnants v. Meixner entnehmen. 2 Es heißt dort von den Japanern während des russisch-japanischen Krieges: «Der Armeetrain umfaßte lediglich die aus einspän nigen Einheitskarren formierten Divisionstrains . . Die einheitliche Wagentype gab der Trainorgani sation den Charakter großer Einfachheit und ge stattete eine vielseitige Verwendung der Fuhr werke. So kam es vor, daß Karren der Muni tionskolonne Reissäcke führten. Meldete dann der Geschützdonner die Einleitung eines Gefechtes, so wurde der Reis abgeworfen, um die vorüber gehend deponierte Munition abzuholen. . . . Muni tion und Konserven wurden in Kisten zu 40 bis 50 kg, Reis, Gerste und Hafer in Strohmatten paketen zu 15 kg versendet und äußerlich durch die verschiedene Farbe der Schnürung kenntlich gamacht. Die kleinen Einheitspakete erleichterten die Beladung der Karren, da der Trainsoldat im stande war, seinen Karren allein zu beladen, und da ferner die Länge des Einheitssattels der Trag 1 Richthofen-Tagebücher, Auswahl von Gansberg, Seite 17. 2 Otto v. Meixner, Histor. Rückblick auf die Ver pflegung der Armeen im Felde. VI. Lieferung, S. 46 ff. tiere der Breite der Ladefläche des Einheits karrens entsprach, konnte schon bei deren Be ladung der Zusammenstellung von Tragtierladungen Rechnung getragen werden . . .» Ich habe dieses eine Moment herausgegriffen, um zu zeigen, welche Ausdehnung die Ein griffe der Militärverwaltung in die Technik des Verkehrswesens nehmen können. Es ist durchaus denkbar, daß im Interesse der militärischen Rü stungen das gesamte soziale Leben an manchen Stellen rationeller als bisher, auch in Hinblick auf den Friedenserfolg, ausgestaltet werden kann. Das Militärwesen ist an sich überaus rationalistisch organisiert und kann, da es die Gesamtheit durch dringt, Rationalismus verbreiten helfen. Freilich darf man wieder nicht übersehen, daß die Tradition und der antirationalistische Geist auch viel Lebens förderndes in sich enthält und daß der rasche Wechsel, der oft die Folge rationellen Vorgehens ist, das durch die Ueberlieferung wenig gehemmt wird, bedenkliche Folgen nach sich ziehen kann. Es würde besonderer soziologischer Betrachtungen bedürfen, um die rationalistische Rolle des Militär wesens für das gesamte soziale Leben richtig zu würdigen. Aber die Fürsorge für die Realien kann sich nicht allein darauf beschränken, die innerhalb des Landes erlangbaren Quanten zu berücksichtigen. Man muß auch mit dem Import rechnen. Ins besondere Lebensmittel, wie Fleisch, wird man in Kriegszeiten in Oesterreich-Ungarn gerne zu importieren suchen. Auch was die Frage des Im ports anlangt, hat man mit schwierigen Problemen verschiedenster Art zu kämpfen. So wird von manchen Seiten nicht mit Unrecht darauf hin gewiesen, daß man nur dann im Kriegsfälle mit Fleischimport rechnen kann, wenn er bereits in Friedenszeiten organisiert ist, da die Bereit stellung geeigneter Schiffe, die Organisation des Fleischverkehres immerhin erhebliche Zeit in An spruch nimmt, vor allem müssen immer erst Er fahrungen gesammelt werden. Dagegen wird von der anderen Seite erwidert, daß die Organisation des Fleischimports in Friedenszeiten den ein heimischen Fleischproduzenten eine derartige Konkurrenz mache, daß die inländische Pro duktion darunter schwer leiden würde. Man würde den Import ermöglichen, aber nur auf Kosten der eigenen Erzeugung. Dies sei aber insbesondere deswegen sehr gefährlich, weil in einem größeren Kriege das Adriatische Meer wohl gesperrt werden dürfte. Selbstverständlich bringt ein großer Krieg Ausfuhrverbote aller Art, sowohl was Kriegs material, als auch was Lebensmittel anbelangt. Auch im Vorbereitungsstadium sind Pferdeausfuhrver bote nichts Seltenes. Von manchen Seiten wird gewünscht, daß man diese Ausfuhrverbote mög lichst weit ausdehnt und auch Glasflaschen, Tuch sorten usw. darunter begreift, wogegen von anderer Seite eingewendet wird, daß dies Artikel