Bag 917“"“*«24.3.64. ä — 73 — kenden wurde dicht nur Waffengewalt angewandt, man entzog ihnen auch die Lebensmittel und gab sie dem Hungertode preis... Es fetzte ein richtiger Kreuzzug gegen die gesamte Bevölkerung ein. lleber- all fanden Massenhinrichtungen von Bauern, Arbeitern und In tellektuellen statt. Die sozialistischen Parteien wurden für vogelfrei er klärt, ihre Mitglieder auf der Stelle erschossen oder als Eeisseln in Kon zentrationslagern untergebracht. Eine blutige Welle des politischen Ter rors, die eine selbst im Vergleich zu den Zeiten des Zarismus unerhörte Ausdehnung annahm, schwoll immer mehr an und überschwemmte das unglückliche Land, das ohnmächtig in den Fesseln der wirtschaftlichen Des organisation, Anarchie und Hungersnot schmachtete." (S. 45/46.) Wahrhaft erschütternde Einzelheiten entrollt auf Crund bolschewistischer Quellen sel ber der 4. Abschnitt des Buches „Das Bild des heutigen Rußlands." Da nach müssen die Bolschewisten für das Gouvernement Petersburg selber ein räumen, daß der Verpflegungszustand verzweifelt ist. In der Gegend, von der die Rede ist, konnte vom 21. Dezember 1917 bis anfangs September 1918 von dem Proviantamt nicht ein einziges Stück Brot verteilt werden." (Pe tersburger Wahrheit vom 30. Oktober 1918.) An Giern kamen während des ganzen Sommers 1918 acht Stück auf den Kopf der Bevölkerung. Ueber die Gouvernements Olonez und Nowgorod schreibt der Kommunist Eolubew: „Ich selbst war Augenzeuge, wie die Menschen dazu übergingen, sich nach Art von Tieren zu nähren, wie sie auf den Feldern wilden Klee suchten, trockneten, zerrieben und aus ihm Fladen buken" . . . Auch im Gouverne ment Wologda wird die Lage gänzlich unhaltbar, die Hungersnot hat schon begonnen. Aehnliche Mitteilungen kann man in der bolschewistischen Presse über alle Gouvernements, die auf Einfuhr angewiesen sind, d. h. über die Hälfte des ganzen Sowjet-Rußlands, hören ... In einem Lande, in dem man so Hunger leidet, daß die Menschen in Massen vor Hunger sterben und auf der Straße vor Erschöpfung hinfallen, läßt sich eben die Wahrheit nicht verheimlichen . . . Aber die Lage der Arbeiter in bezug auf die Lebensmit telverteilung ist noch weit schlechter .... Im Gouvernement Twer, Wladi mir, Nowgorod, Kostroma u. a. haben die Post- und Telegraphenarbeiter schon drei Monatelang von nirgendher irgendwelche Lebensmittel er halten ... (S. 52/53.) Die großen Industrien, die Metallindustrie, die Textilindustrie, die Gummi-, Zement- und Naphtaindustrie>sind so gut wie ganz zerrüttet. „Man kann jede beliebige Jndustriebranche nehmen, die Zuckerindüstrie, die Papierindustrie, die Streichholzindustrie, kurz, welche man auch ins Auge fassen will, überall ertzibt sich das gleiche Bild einer traurigen Zerstörung, rapiden Zerrüttung, ja einer völligen Vernichtung. Das „Oekonomische Leben" (Nr. 12) schreibt in einer Charakteristik der wirt schaftlichen Gesamtlage: Die Lage unserer Industrie kann im gegebenen Momente mit dem einem Wort „katastrophal" charakterisiert werden (S. 54).... „Das Transportwesen ist in Rußland völlig zerrüttet ...das Land stirbt d e n H u n g e r t >o d. (S. 55) Selbst das wenige, w!as über haupt noch produziert wird, gelangt nur mit äußerster Mühe zur Verteilung. Die bolschewistischen Organisatoren sind unfähig und bestechlich in hohem Grade, ihre Amtsgeschäfte dienen ihnen zur Selbstbereicherung. >(S. 57—61.) „Der Zerfall der Industrie Und die Lebensmittelkrise lasten schwer auf der