2 fl _ Wie steht es dagegen mit der Ausfuhr in diesem Kalb jahr? Oesterreichs Ausfuhr nach Ungarn allein war nm 45'4 Millionen geringer als in der ersten Hälfte des vorigen Jahres. In das Zollausland wurden allerdings um 60 Mil lionen Kronen Waren mehr ausgeführt. Die Ursache liegt jedoch darin, daß infolge der Zuckerernte um 72'3 Millionen Kronen mehr ausgeführt wurde als sonst. Zieht man dies ab, dann bleibt für die eigentliche Industrie ein Minus. Allein diese Rohbilanz sagt noch nicht alles. Bis jetzt haben wir nur die Handelswerte in Betracht gezogen. Einen wirklichen Einblick in den ganzen Jammer dieses Wirtschafts jahres aber gewinnen wir erst, wenn wir in Betrachr ziehen, daß die Ausfuhr zu Schleuderpreisen vor sich ging. Tie Industrie, die sich im vorigen Jahre auf eine Konjunktur gerüstet hat, deren Eintritt durch die Kriegskrise vcrhinocrt wurde, sah sich veranlaßt, die Waren rasch abzustoßen, und zwar um jeden Preis. So wurde gleichsam zwangsweise ver schleudert. Während im ersten Halbjahr 1911 Baumwollgarn um 14‘G Millionen Kronen ausgeführt wurde, wurde in der gleichen Zeitspanne des Jahres 1012 trotz des Ver lustes des Balkans um 37'8 Millionen Kronen mehr ausgeführt. Gerade in solchen Artikeln ist eine Mehrausfuhr von Waren erfolgt, die sonst der Balkan aufgenommen hätte, in Baumwollwaren, Papier- und Glaswarcn! Allerdings eine Mehrausfuhr zu direkten Ramsch- preisen. Aber selbst die Mehraussuhr war nur möglich, weil man noch im Frühjahr dieses Jahres draußen auf dem Welt markt eine günstige Konjunktur hatte, und so die Möglichkeit bestand, wenigstens zu niederen Preisen unsere Waren auf anderen Märkten einzuschinuggeln. Dieses Ventil schließt sich jetzt von selbst, da auf dem Weltmarkt eine schlechte Kon junktur eingetreten ist. Es steht also vor uns ein Winter, dessen wirtschaftliche Signatur gegeben ist durch eine Minder- einfuhr von Rohstoffen, durch die Unmöglichkeit einer be achtenswerten Ausfuhr auch zu Schleuderpreisen, das heißt also ein Winter nahezu des Produktionsstillstandes und der größten Arbeitslosigkeit! Die Hoffnung jedoch, daß der Friede etwas daran ändert, wird immer geringer. Wenn wir selbst von der Entwicklung der allerletzten Zeit absehen und das in Abzug bringen, was auf die kriege rische Verwicklung zurückgeht, wenn wir nur den normalen Verlauf unserer Handelsbilanz seit 1906 ins Auge fassen, so ergibt sich eine alljährliche passive Handelsbilanz, die uns große Summen Geldes entzieht, die die Neuanlage in den Be-