12 3. Das Eigenkapital der Banken. Vernachlässigung des Ligenkapitals bei den Sparkassen zu erklären aber bei der heutigen Größe dieser Anstalten ist die Jortsetzung der bisherigen Politik nicht ohne Gefahr. In Mitteleuropa und in den vereinigten Staaten haben die Sparkassen einen sehr großen Teil ihrer Einlagen in langfristigen Hypotheken investiert, die bei größeren Ein- lagenabhebungen nicht realisiert werden können, und die sehr beträcht lichen Rentenanlagen haben den selbständigen wie den Postsparkassen in der letzten Periode erhebliche Verluste zugefügt. In Anbetracht dieser beiden Risiken kann es zum Beispiel kaum als hinreichend ange sehen werden, wenn die deutschen Sparkassen zu Ende 1911 bei einem Linlagenstand von nicht weniger als 18 000 Millionen Marl über Reser ven verfügten, die nur 6.3% dieses Betrags repräsentierten: und die Erfahrungen des letzten Jahrzehnts werden doch wohl eine stärkere Dotierung der Reservefonds herbeiführen als bisher. von den Rreditgenossenschaften haben die nach dem Sgstem Schulze-Delitzsch arbeitenden bewußt ihr Ligenkapital in höhe von über einem viertel der Bilanzsumme erhalten: die ländlichen Raiff eisenkassen dagegen arbeiten in Deutschland mit einem verschwindend geringen Eigenkapital (auf unter 4% der Bilanzsumme im Durchschnitt geschätzt). Allerdings genießen gerade diese Rassen in ihrem lokalen Rreis infolge ihrer Wirksamkeit außerordentlich hohes vertrauen, aber bei der sehr starken Verwendung der fremden Gelder zu Anlage krediten wird eine größere chuote von Eigenkapital in Deutschland seit Jahren von ernsten Stimmen verlangt und die Zentralgenossen schaftskasse ist bemüht, das Verhältnis auf 10% hinaufzusetzen. — Bei Sparkassen wie Genossenschaften arbeitet das Eigenkapital im laufenden Geschäft mit. 4- Bei den Pfandbriefinstituten füllt die dritte und vierte Auf gabe des Eigenkapitals fort: Die Sicherung der Disposition wird durch die Ausgabe von Pfandbriefen gewährleistet, die die Bank lediglich vertragsmäßig einzulösen verpflichtet ist, und für die Investierungen stehen in den Pfandbriefen langfristige, billige Mittel zur Verfügung.. Oie Pfandbriefbank braucht darum Eigenkapital nur in den ersten Jahren ihres Bestehens zum Erwerb von vertrauen, ferner zur Deckung von Verlusten. Bei gutem Geschäftsgang ist die Vertrauenserhaltung nicht an eine Steigerung des Aktienkapitals geknüpft, und für Aktien- hgpothekenbanken war daher die Versuchung naheliegend eine Beharrungstenden; in der höhe des Aktienkapitals eintreten zu lassen, wo durch die Dividende (infolge des sich immer mehr steigernden Geschäfts) wesentlich gehoben werden konnte. Dadurch entstand die Gefahr unge-