XV. Eisenbahnen einst und jetzt. 187 Man setzte voraus, daß kein Untergebener mit dem Telegraphen dienst für den Lauf der Züge oder mit den nötigen Maßregeln bei einem etwaigen Zwischenfall betraut werden könnte. Herr Skott und ich, sein Nachfolger, waren in dieser Beziehung zwei der größten Narren, die ich in meinem Leben gekannt habe. Wir selbst überwachten jeden Zufall und arbeiteten selbst die ganze Nacht durch. Oft kam ich eine ganze Woche lang nicht nach Hause. Kaum schlief ich inzwischen, es sei denn, daß ich mich für kurze Zeit in einem Frachtwaggon niederlegte. Wenn ich jetzt auf diese Periode zurückblicke, erkenne ich, wie schlechte Oberaufseher wir waren. Doch ich hatte in Herrn Skott ein großes Beispiel. Ich brauchte einige Zeit dazu, um zu lernen, aber ich lernte es schließ lich doch, daß die großen Eisenbahnleiter, solche wie wir sie jetzt haben, niemals selbst irgend etwas Nennenswertes tun. Ihr Haupt augenmerk richten sie darauf, andere arbeiten zu lassen, während sie selbst über die Arbeiten nachdenken. Ich nahm mir das für mein späteres Leben zur Lehre, so daß tatsächlich kein Geschäft mir in Zukunft irgend welchen Kummer machte. Meine jungen Teilnehmer arbeiteten, und ich lachte derweile. Allen empfehle ich ein Gleiches zur Beachtung, da mit wenig Lachen nur wenig Erfolg zu ernten ist. Der Arbeiter, der sich seiner Arbeit freut und sich seine Unannehmlichkeiten weglacht, ist des Emporkommens sicher, denn was wir mit Lachen und gern tun, das tun wir auch gut. Wenn Sie einen Präsidenten, einen Oberaufseher oder einen Schatz meister sehen, der von seinen Pflichten niedergedrückt, mit Kummer beladen und siCh immer so ernst gebärdet wie ein Richter, der ein Todesurteil auszusprechen hat, dann dürfen Sie sicher sein, daß er mehr Verantwortung zu tragen hat, als er zu tragen imstande ist, dann bedarf er der Erleichterung. Vergleichen Sie beispielsweise die Schnelligkeit der Züge. Bei der großen Pennsylvania-Eisenbahn glaubten wir, das Maß äußerster Vollkommenheit erreicht zu haben, wenn der Passagierzug Pitts burg—Philadelphia 13 Stunden brauchte, d. h. etwa 27 Meilen die Stunde. Wir tauften diesen Zug Blitzzug: Nicht, weil der Zug so langsam war, sondern weil wir glaubten, daß der Zug so furchtbar schnell sei. Heute läuft der Reichsstaatsexpreß mit doppelter Ge schwindigkeit. Er hält deji Rekord der ganzen .Welt. Doch lassen