22 Lehrstellenvermittlung, von einer unparteiischen Zentrale aus geleitet, will dafür sorgen, daß die jungen Leute zu Lehrherren kommen, die aus Grund ihrer Fachkenntnisse zur Anleitung von Lehrlingen geeignet sind. Die Innungen haben an dem von der Stadt Düsseldorf in dankenswerter weise ein gerichteten Amte zweifellos ein sehr großes Inter esse, es verdient, von den Innungen in wirksamer weise unterstützt zu werden, wir richten deshalb an Sie die Bitte, das hiesige Berufsberatungs und Lehrstellenvermittlungsamt in jeder Hinsicht zu unterstützen und die Einrichtung in Anspruch zu nehmen." Der Leiter desAmtes in Düsseldorf hielt in der Vollversammlung am 7. Januar 1914 einen Vor trag über die Berufsberatung, worauf dis Kammer folgenden Beschluß faßte: „Die Vollversammlung bringt den Bestrebungen der Berufsberatung und der Lehrstellenvermittlung ihr besonderes Interesse entgegen und empfiehlt den Innungen und Handwerkervereinen, für die Einrichtung von Berufsberatungs- und Lehrstellen- vermittlungs - Ämtern einzutreten und diese zu unterstützen". Zur Unterstützung bei der Berufswahl hat die Zentralstelle für Volkswohlfahrt in Berlin die hauptsächlichsten Arbeitsvorgänge in den verschie densten Handwerkszweigen kinematographisch auf nehmen lassen. Das Berufsberatungsamt der Stadt Düsseldorf hat die Films angeschafft, die Kammer übernahm die Hälfte der Kosten von 300 Rk. Die Films stehen allen Innungen und Gewerbevereinen durch Vermittlung der Kammer zu Verfügung. So hat also die Handwerkskammer alles getan, was zweckmäßig schien, dem Lehrlingsmangel im Handwerk zu begegnen und damit einen Übel stand zu beseitigen, der besonders in wirtschaftlicher Einsicht zu bedenklichen Erscheinungen schon ge führt hatte. Die Organisation bes Handwerks. Die Voraussetzung einer nachdrücklichen Interesten- vertretung des Handwerks liegt in seiner Orga nisation. Ihr hat deshalb die Handwerkskammer besondere Aufmerksamkeit geschenkt und an ihrem Ausbau gearbeitet. In zahlreichen Versammlungen und Zusammenkünften hat die Handwerkskammer organisiert, sie hat sicher bei den meisten Innungen Gevatter gestanden, die Satzungen ausgearbeitet und den Verkehr mit den Behörden vermittelt. Der Erfolg ist sehr befriedigend; denn der Hand- werkskammerbezirk Düsseldorf weist, wie die nach stehende Aufstellung ergibt, eine starke Innungs bewegung auf. Zahl der Innungen Jahr freie Jn> Zwang»- zusammen Gewerbe- Innungs- nungsn Innungen Vereine Ausschüsse 1900 59 175 234 56 3 1905 114 185 299 56 16 1910 154 241 395 74 16 1914 123 325 448 98 17 nusdau den Innungsausschüffe. Die Vollversammlung der Handwerkskammer zu Düsseldorf hat folgende Leitsätze beschlossen über den Ausbau der Innungsausschüsse, die allen Innungen recht dringend empfohlen seien. Die Leitsätze wollen keineswegs das ganze Tätigkeits gebiet des Innungsausschusses erschöpfend dar stellen, sondern nur einige Andeutungen geben, die jeweils den besonderen örtlichen Verhältnissen anzu passen find. Die Leitsätze lauten: Z 1. Der Innungsausschuß ist eine Körper schaft des öffentlichen Rechtes mit eigener Satzung, die seine Rechte und pflichten aufstellt. Der Innungsausschuß ist ein verband der Innungen innerhalb des Bezirks einer unteren Verwaltungsbehörde zur Wahrnehmung der ge meinsamen Interessen der beteiligten Innungen. Er unterscheidet sich dadurch wesentlich von der Handwerkskammer. Diese vertritt nämlich die Interessen aller, d. h. der organisierten und Nicht organisierten Handwerker innerhalb des ganzen Regierungsbezirks. Der Wirkungskreis des Innungs ausschusses ist also örtlich beschränkt, da er über den Bereich einer unteren Verwaltungsbehörde nicht hinausreicht. Er ist ferner sachlich beschränkt, und zwar auf die Vertretung der Interessen der beteiligten Innungen. In mancher Einsicht ist dabei der Innungsausschuß Organ der Handwerks kammer, d. h. er muß ihren Anordnungen im Rahmen ihrer Zuständigkeit Folge leisten.