39 Genossenschaften gestärkt und gefestigt, sie finden einen weg zur Erreichung noch günstigeren ge meinschaftlichen Einkaufes der Rohstoffe, als dies in den einzelnen Genossenschaften möglich ist. Die Rohstoffgenossenschaften der Schneider und Schuh macher haben sich bereits zu verbänden organisiert, die große Erfolge aufzuweisen haben. Doch nicht nur billigen Kredit und billige Roh stoffe können die Handwerker durch Anschluß an Genossenschaften erreichen, auch der gemeinschaft liche Bezug von Maschinen, die für den Betrieb des Handwerkers sehr vorteilhaft sind, kann auf genossenschaftlichem Wege erreicht werden. Zu diesem Zweck wirkten wir ebenfalls anregend auf die Handwerker ein und suchten sie von der Nütz lichkeit solcher Einrichtungen zu überzeugen, leider mit geringem Erfolge. Neuerdings hat sich die Rheinische Genossenschaft zur Förderung von Hand werk und Gewerbe gebildet, die die Aufgabe hat, für die Handwerker die Vermittlung des Ankaufs von Maschinen und Werkzeugen in die Hand zu nehmen. An der Genossenschaft ist die Kammer mit 15 Geschäftsanteilen zu je 200 Mark beteiligt. Zahl der Genossenschaften. Jahr Kredit- Rohstoff-, Werkzeug- und produktiv- Genossenschaften 1900 1905 1910 35 47 47 7 25 31 Msschinenoei-mittlung. wie die Maschine nicht ohne großen Einfluß geblieben ist auf die Verdrängung des Handwerks, so hat sie namentlich in der Form der sogenannten Kleinkraftmaschine auch wieder einer günstigeren Entwicklung des Handwerks gute Dienste getan. Freilich soll man weder jene noch diese Wirkung überschätzen. Immerhin, daran kann man gar nicht zweifeln, ist die Kleinkraftmaschine in ihren verschiedenen Formen als Gas-, Benzin-, Elektro motor ein wichtiges Hülfsmittel des der Zeit an gemessen eingerichteten Handwerksbetriebes; jedoch nicht schlechthin, sondern nur je nach den besonderen Umständen. Das lehrt die bisherige Entwicklung. Als die ersten Kleinkraftmaschinen kamen, sah man schon im Geiste eine neue goldene Zeit für das Handwerk anbrechen; man glaubte es wieder wettbewerbsfähig gegenüber dem Großbetrieb. Ein allgemeiner Taumel hatte das Handwerk und seine Freunde ergriffen. Und wie man ehedem die Maschine als die ärgste Feindin gehaßt hatte, ja geradezu ihre Benutzung durch den Staat verboten wissen wollte, — weil sie das Handwerk vernichte —, so pries man sie jetzt wieder als die Spenderin neuen Glückes, viele Handwerker legten sich seiner zeit für ihren Betrieb maschinelle Kraft an, oft mit großen Mpfern. Aber nur zu groß war in vielen Fällen die Enttäuschung. Man erfuhr gar bald, daß die Betriebskosten gerade im Kleinbetrieb außerordentlich groß sind; daß die Kleinkraftma- schine weniger leistet als die Maschine des Groß betriebs und dabei doch im Verhältnis mehr ver zehrt als diese. Dennoch, wenn sie in der richtigen weise verwendet wird, kann die Maschine sich auch dem Handwerk als sehr nützlich erweisen; sie hat sogar die Betriebsformen des Handwerks zum Teil ganz erheblich zu seinen Gunsten verändert. Ja, es haben sich durch die Verwendung von Maschinen in manchen Zweigen des Handwerks Betriebe ge bildet, die von der Fabrik kaum noch verschieden sind. Das hat infolge der für die Rechtsprechung oft notwendig gewordenen Unterscheidung des Fabrik betriebes vom Handwerksbetrieb zu der Streitfrage „Fabrik oder Handwerk" geführt, deren Lösung trotz allen versuchen und Vorschlägen zu einem für die Beteiligten gedeihlichen Ende noch immer nicht gelangt ist und das Gewerbe fortwährend in Un ruhe erhält. Überall sehen wir im Handwerk die Maschine die eigentliche Landarbeit verdrängen oder wenigstens beträchtlich einschränken und damit das Handwerk sich der Fabrik nähern. Noch ist dieser Entwicklungsgang nicht abgeschlossen; aber er läßt sich doch schon einigermaßen übersehen. Die Wirkung der Kleinkraftmaschine auf das Handwerk läßt sich vielleicht in folgender weise kenn zeichnen. wo es sich handelt um die Herstellung von Markt- und Massengütern, da kann der Hand- werksbetrieb auch mit Hülfe der Maschine nicht mit. Sein Schicksal bleibt endgültig besiegelt, weil ihm der Großbetrieb immer überlegen ist, nicht nur in kaufmännischer, sondern auch in technischer Ein sicht. Anders dagegen ist es z. B. im Nahrungs-