Eine große Schwierigkeit bei den geschilderten Tauschgeschäften bestand darin, daß es oft nicht leicht war, gerade die Persönlichkeit ausfindig zu machen, die das, was der eine benötigte, im Überfluß besaß und für das dagegen angebotene Gut Verwendung hatte. Es konnte nie ein Austausch zustande kommen, wenn Angebot und Nachfrage sich nicht deckten, oder wenn ein unteilbares Gut gegen verschiedenartige Güter ausgetauscht werden sollte. Im Lause der Zeit kam man dann auf den Gedanken, die Gegenstände nicht unmittelbar auszutauschen, sondern ihren Wert nach einem dritten Gute, das sich allgemeiner Beliebtheit erfreute und von jedem, auch wenn ein unmittelbares Bedürfnis danach nicht vorhanden war, gern angenommen wurde, abzuschätzen und mit diesem Gute zu bezahlen. Durch Gewohnheit, nicht durch Gesetz wurden Tauschmittel, Wertmesser, geschaffen. Z. waren- und Metallgeld. Die ersten Wertmesser, das erste Geld — Geld ist das Verbalsub stantiv von gelten = zahlen —, waren bei fast allen Völkern Tiere, so auch bei den Römern, wie aus der Etymologie des lateinischen Wortes pecuuia (Geld), abgeleitet von pecrm (Viehs, hervorgeht. Bei den alten Deutschen, berichtet Tacitus in seiner „Germania“, galten allgemein Rinder als Wertmesser. Die Griechen bedienten sich hauptsächlich des „Ochsengeldes"; so heißt es bei Homer, daß der Harnisch des Diomedes den Wert von neun, der des Glaukos den von hundert Ochsen halte. Bei der Ackerbau treibenden Bevölkerung waren meistens Früchte und Getreide, bei Völkern, die häufig mit ihren Nachbarn Krieg führten, Waffen und Kriegsgefangene (Sklaven) Wertmesser und Zah lungsmittel. Die K a n r i in n s ch e l, d. i. das Gehäuse einer kleinen Porzellauschnecke von 1—2V2 cm Länge und aeblich-weißer Farbe mit gezähneltem Rand, die in den ältesten Zeiten in Afrika Wertmesser war, vertritt heute noch im Nigergebiete die Scheidemünze. T e e z i e g e l sind heute noch Geld bei beit Bewohnern von Hochasien, S a l z t a f c l n und D a t t c l n bei mehreren anderen in der Kultur zurückgebliebenen Völkern. Geld ist „gemeinsamer Nenner" für alle Werte; in Geldwert werden alle Werte ausgedrückt. Die Reche n funktion des Geldes >var die primäre, nicht die Funktion als Kau f mittel.