22 Von den bürgerlichen Forschern stehen Gumplowicz und Oppenheimer, die von Dühring stark beeinflußt sind, der Wahr heit am nächsten. Oppenheimer definiert den „historischen Staat" folgendermaßen: „Der Form nach“, schreibt er, „ist er (der Staat) eine von einer siegreichen Gruppe einer unterworfenen Gruppe auferlegte Rechtsinstitution. Sein Inhalt ist die „Bewirtschaftung“ der Untergruppe durch die Obergruppc“.* *) Ohne auf die Frage nach der Eroberung und der Entstehung der Klassen selbst aus schließlich aus der Tatsache des „außerökonomischen" Druckes einzugehen**), müssen wir Oppenheimers Formulierung der „Be wirtschaftung“ dem Wesen nach als richtig anerkennen (was diesen Autor nicht hindert, in seinen anderen Arbeiten vor dein „klassenlosen" preußischen Beamten in Rührung zu vergehen und ihm Komplimente zu machen). Aus der obigen Analyse der Staatsgewalt geht ihr Charakter als „Ueberbau“ auf der ökonomischen Basis klar hervor. Wie ieder „Ueberbau" ist auch sie nicht einfach eine Glasglocke, die das Wirtschaftsleben bedeckt, sondern eine aktive Kraft, eine wirkende Organisation, die die Produktionsbasis, auf der sie ent standen ist, allseitig festigt. verbleibt, wo er auf den Bäumen wachsen wird). Jellinek („Allgemeine Staatslehre") „versteht" Marx ebenso wie Wagner. Nur versetzt ihn die „Machttheorie" in einen heiligen Schrecken, und er erklärt, daß „ihre prak tischen Folgen nicht in der Festigung, sondern in der Zerstörung des Staates" bestehen (S. 175) und daß diese Theorie der Revolution in Permanenz den Weg bahne. Vergl. Gumplowicz: „Geschichte der Staatstheorien", S. 373 ff, *j F, Oppenheimer; „Staat und Gesellschaft" im Handbuch der Politik Band 1. S. 117. Vergl. auch Oppenheimer: „Der Staat“; derslb.; „Theorie der reinen und politischen Oekonomie“, 3. Aufl. 1911. **) Vergl. darüber Engels: „Anti-Dühring"; Schmoller; „Das Wesen der Arbeitsteilung und Klassenbildung" (Polemik gegen Gumplowicz auf Seite 72). Gegen diese Theorie sei insbesondere die Entwicklung in den Vereinigten Staaten hervorgehoben, obwohl der nordamerikanische Feudalismus nicht unterschätzt werden darf. S. Gustavus Mayers: „The history o£ great ame- rican fortunes“. (Deutsche Uebersetzung vorhanden. Anm. d. Uebers.)