Wir müssen nun eine andere Frage aufwerfen, die Frage des Krieges. Auch diese Frage müssen wir von demselben Stand punkt anfassen, von dem aus wir die Frage der Staatsgewalt an faßten. Welchen Platz nimmt der Krieg im Strom des gesell schaftlichen Lebens ein? Und da das gesellschaftliche Leben vor allem ein Prozeß der Reproduktion und der Aufeinanderfolge der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse ist, — welche Rolle spielt der Krieg namentlich dabei? Nun wird es nicht mehr schwer, auf diese Frage zu ant worten, Der Krieg wird ja nicht von „Völkern" und nicht von „Nationen“ geführt: er wird von Staaten geführt, die die lebendige Kraft der „Völker“ auf den Schlachtfeldern genau so ausnutzen, wie sie sie in den Fabriken oder Bergwerken ausnutzen. Die Armee — jenes Werkzeug, das in Gang gesetzt wird, sobald der Krieg beginnt — ist der wesentlichste Bestandteil des Staatsappa- •rates. Wir wollen hier nebenbei bemerken, daß das ganze ge sellschaftliche Gebäude durch einen eigentümlichen Monismus seiner Architektur gekennzeichnet ist: alle seine Teile haben einen und denselben „Stil", Genau so wie in den Produktionsbe ziehungen die Menschen nach einer bestimmten hierarchischen Stufenleiter angeordnet sind, entsprechend den Klassengruppie rungen, so wird auch im Staatsapparat selbst, und in der Armee insbesondere, diese soziale Hierarchie widergespiegelt. Wenn aber einerseits der Krieg eine Funktion des Staates, die Staatsgewalt in actu ist, und wenn andererseits der Staat als Apparat ein Mittel zur Festigung und Erweiterung bestimmter Produktionsverhältnisse ist, so ist evident, daß der Krieg in erster Linie diese „Arbeit" auch verrichtet. Im Kampfe der Staaten drückt sich der Kampf bestimmter Produktionsgrundlagen aus, die in der herrschenden Klasse dieser Staaten personifiziert werden. Jede Produktionsstruktur hat einen adäquaten Typus der Staats gewalt und folglich auch einen adäquaten Typus des Krieges.