t32 stimmt auch den Gegensatz aller Funktionen der betrachteten Systeme, auch wenn sie formal ähnlich sind. So z. B. bedeutet die allgemeine Arbeitspflicht im System des Staatskapitalismus eine Knechtung der Arbeitermassen; dagegen im System der oügt, als Beispiel die Arbeit von Franz Eulenberg anzuführen; „Arten und Stufen der Sozialisierung". Ein Gutachten. München und Leipzig. Verlag von Duncker & Humblot, 1920. Auf Seite 5 definiert der Verfasser den So zialismus als: „Vergesellschaftung der Produktionsmittel; das schließt die Leitung der Erzeugung und Verteilung für und durch die Volksgcsamtheit ein". Auf Seite 6 unterscheidet er unter anderem folgende „Stufen“: Unter Rubrik II: „Ueberführung reifer Gewerbe in die Hände der Gesamtheit; Vollsozialisierung (Verstaatlichung)"; unter Rubrik III: „Beteiligung der Gesamtheit am Wirtschaftsleben überhaupt: gemischtwirtschaftliche Be triebe (Staatskapitalismus)“. Man kann es kaum fertig bringen, in so wenigen ,,gelehrten“ Zeilen soviel Unsinn zusammenzuschreiben, wie cs der ehr würdige deutsche Forscher vermocht hat. Die „Volksgesamtheit" sieht er sowohl in Gestalt des Staates „überhaupt“, d. h. eines solchen Staates, den es in der Welt nicht gibt, als auch eines offensichtlich kapitalistischen Staates: einerseits ist der Sozialismus „Vergesellschaftung“ und nichts weiter; andererseits ist „Vollsozialisierung" Verstaatlichung; die volle „So zialisierung" unterscheidet sich, laut Eulenburg, von der nicht vollen, ebenso wie die Sozialisierung vom Staatskapitalismus, usw. Und all das ist nach Fächern geordnet, klassifiziert und rubriziert! Auch Rudolf Goldscheid zeigt nicht die geringste Spur von Verständnis in seinem Buch, das speziell diesem Thema gewidmet ist. Vergl. R. Goldscheid: „Sfaatssozialismus oder Staatskapitalismus". Ein finanzsoziologischer Beitrag zur Lösung des Staats- schulden-Problems. Vierte und fünfte Auflage, Wien-Leipzig 1917. In einem hochinteressanten Bericht Otto Neuraths („Wesen und Wege der Sozialisie rung") versucht der Verfasser dem Wesen der Frage auszuweichen, indem «r erklärt, daß ihn die Frage, welche Machtmittel für die Sozialisierung not wendig seien, nicht interessiere. Er nähert sich jedoch der richtigen Frage stellung und steht unendlich höher als der gelehrte und kokette Schwätzer Sombart. Man vergleiche z, B, solche Zeilen; „Die Sozialisierung setzt vor aus, daß ein 'Wirtschaftsplan durch irgendeine entscheidende Zentralstelle verwirklicht wird. Eine solche Verwaltungswirf schall muß nicht sozialisti scher Natur sein, sie kann z. B, einer bevorrechtigten Menschengruppe günstigere Lebenslagen sichern; in Sparta sicherte eine Art Verwaltungs wirtschaft den Spartiaten die Arbeitserträge der Heloten . . , Einen Sozia listen nennen wir den, der für eine Verwaltungswirtschaft mit sozialistischer Verteilung eintritt.“ (S. 4, Kursiv des Verfassers.) Die Ausschaltung der Frage nach den „Machtmitteln", d. h, nach dem Klassenkampfe und den Klassen macht jedoch die ganze Fragestellung nebelhaft und verschwommen.