18 Rohzucker und Konsumware oder kaufen noch Rohzucker zur Raf fination hinzu. Manche Rohzuckerfabriken haben sich einen be sonderen Raffinationsbetrieb angegliedert. Die Melasseentzuckerungs anstalten gebrauchten zu ihrem Herstellungsprozeß vielfach einen immerhin beträchtlichen Einwurs von Rohzucker. Die Interessen der einzelnen Jndustriegruppen gehen teil weise weit auseinander. So stehen Rohzuckerfabriken und Weiß- zuckerfabriken in starkein Wettbewerb bei der Beschaffung der Kauf rüben. Weißzuckerfabriken und reine Siedereien konkurrieren im Absatz der billigen Verbrauchszuckersorten. Mit Eifersucht wacht die Rohzuckerindustrie darüber, daß die Siedereien bei der Verarbeitung des Rohzuckers auf Raffinade keinen zu großen Aufschlag gewinnen. Sie besitzt zur Durchsetzung dieses Zieles erhebliche Machtmittel, denn sie kann in ihren gemischten Be trieben die Herstellung von Weißzucker ausdehnen oder sie in reinen Rohzuckerfabriken neu einführen oder doch damit drohen. Solche Drohungen sind auch wiederholt ausgeführt worden. Trotzdem ist die Entwicklung den umgekehrten Weg gegangen. Es haben immer mehr Weißzuckerfabriken die Herstellung des Verbrauchszuckers ent weder ganz aufgegeben oder nur so weit entwickelt, daß an die intensiv arbeitenden Fabriken eine vollständige Siederei angegliedert worden ist. Dabei wird in den wenigsten Fällen zuerst Rohzucker gewonnen und dieser dann auf Verbrauchszucker umgearbeitet. Meistens werden die Rübensäfte mit oder ohne Einwurf zugekauften Rohzuckers unmittelbar auf weiße Ware weiterverarbeitct. Bei einigen dieser Wcißzuckerfabriken spielt die Rübenverarbeitung, bei anderen die Verarbeitung des zugekauften Rohzuckers die Hauptrolle. So betrachtet, gibt es zurzeit 39 Rohzuckerfabriken, denen Siedereien angegliedert sind, und 14 Rohzuckerfabriken, in denen ein Teil des Rohzuckers zu Melis verarbeitet wird. Die zuletzt genannten 14 Fabriken stellen aber selbst jetzt zur Kriegszeit, bei hoher Raf finationsspannung, nur etwa eine halbe Million Zentner Melis her, also ein Sechzigstel des Bedarfs. Man kann daraus wohl folgern, daß in den Rohzuckerfabriken die eigene Herstellung von geringen Mengen von Verbrauchszucker neben Rohzucker sich, wegen des viel fach fraglichen Nutzens, keiner Beliebtheit erfreut. Die gemischten Betriebe sind seit Jahrzehnten ini Rückgang, und diese Erscheinung deutet daraus hin, daß die fortschreitende Ar beitsteilung sich als das Bessere durchgesetzt hat und weiter durchsetzt. Sie erweist aber auch durch das Ergebnis, daß es in Friedenszeiten nicht möglich war, Verbrauchszucker in Rohzucker fabriken billiger herzustellen als in den großen Siedereien, denn sonst