15 Das Maß Ves Geldbedarfes. Aber bei dieser Auffassung wird vergessen, daß die Ware das primäre, das Tauschmittel das sekundäre ist. Im Anfang war die Arbeitsteilung,- diese zeugte die Ware, die Ware aber zeugte den Bedarf an Geld, an Tauschmitteln. Darum muß sich auch das Tauschmittel der Ware anpassen, und die gegenteilige Ansicht muß mit ebensolcher Entschiedenheit zurückgewiesen werden, wie etwa die Behauptung, der Schuh drückte, weil der Fuß zu groß und nicht weil der Schuh zu klein sei. Wie der Schuh dem Fuß, das Werkzeug der Arbeit, die Eisenbahn dem Verkehr angepaßt werden muß, so soll sich auch das Tauschmittcl dem Bedarf an Tauschmittcln anschmiegen. Auch aus rein praktischen Gründen kommt man zu der Forderung,- denn das Angebot von Waren ’ dem Angebot von Geld anpassen, heißt die Fabriken schließen, die Acker brach liegen lassen, die Arbeiter dem Hunger aussetzen, während umgekehrt die Anpassung des Tauschmittels an den Bedarf (d. h. die Ware) nur Einzug und Ausgabe von Geld verlangt. Dies muß hiermit um so mehr Nachdruck betontwerden, als die Währungs politik aller Länder keinen Zweifel aufkommen läßt, daß die Ansicht, die Warenproduktion habe sich dem Geldangebot anzupassen, ganz allgemein verbreitet ist. Die Frage, ob der Mann hinkt, weil das eine Bein zu groß oder das andere zu klein ist, kann, ohne weitere Elemente in die Gleichung zu bringen, nicht entschieden werden. Betrachten wir aber den Mann und finden, daß das lange Bein zu seiner sonstigen Figur die normale Größe hat, so ist es klar, daß das kurze Bein unnormal, fehlerhast, zu klein ist. Ebenso Verhalt es sich mit den Waren und Preisen. Arbeitsteilung und Warenangebot stehen immer in einem normalen, natürlichen Verhältnis zu einander, denn beide wachsen und schwinden immer gleich zeitig. Das Geld dagegen kann sich nicht direkt auf die Arbeitsteilung berufen,- denn es wird nicht unmittelbar von dieser, sondern mittelbar durch den Staat erzeugt, paßt also das Geld nicht auf die Waren, so ist es das Geld, das zu klein oder zu groß ist, und zwar nicht mehr im Verhältnis zur Ware allein, sondern zum Gesamtorganlsmus der Arbeitsteilung. Da das Geld das Tauschmkttel aller Waren ist und das Tauschverhältnks der Waren untereinander fortwährenden Veränderungen unterworfen ist, so ist die Frage, wie denn überhaiipt Veränderungen im Tauschverhältnis zwischen Waren lind Geld gemessen werden können, nicht mit einzelnen Preisen zu beantworten,- denn während z. B. Eiscit im Preise steigt, können die Kartoffeln im Preise fallen. Zugleich ist zu beachten, daß es nicht einerlei ist, ob z. B. der Weizen, der in ungeheuren Massen auf den Markt kommt, Preisänderungen erfährt, oder etwa der Pfeffer, an dessen Preis nur die Krämer mit kaum Viooo ihres Kapitals interessiert sind. Will man also feststellen, ob und inwieweit das Tauschverhältnks zwi schen Geld und Waren sich verschöbe!, hat, so muß man möglichst viele Preise notieren und die einzelnen Waren nach ihrer Bedeutung klassifizieren, sodaß die einzelne Ware das Resultat nach Maßgabe ihrer Bedeutung be einflußt. So gelangt man zu den sogen. Indexzahlen, wie sie z. B. der „Eco nomist" in London periodisch veröffentlicht. Je größer die Zahl der zur Statistik herangezogenen Waren ist, je sorgfältiger die Bedeutung der einzelnen Waren abgeschätzt wird, umsomehr wird das Ergebnis der Wirklichkeit nahe kommen und den Bedürfnissen des Wirtschaftslebens genügen.