40 Wenn die Preise steigen. Fände eine scharfe tägliche Anpassung des Geldangebots an das Warenangebot statt, so daß die Preisschwankungen der Waren unter ein ander auf das von den natürlichen Umständen bedingte Maß (Voll-, Mittel und Fehlernten, Erfindungen, Modewechsel usw.) beschränkt blieben, träten zu diesen natürlichen Preisschwankungen nicht noch die künstlichen, viel häufigeren und schwereren Preisschwankungen die von einem veränderten Verhältnis zwischen Geld- und Warenangebot, herrühren, so würden sich mit der Zeit die Warenpreise genügend fest dem Volke einprägen, daß der Handel einer Kontrolle unterworfen wäreund Jedermann wüßte, was er eigentlich für 1 Dollar, 1 Mark, 1 Rubel zu fordern hat. Unter der Goldwährung und der Mit wirkung der Emissionsbanken ist der Begriff Dollar, Schilling, Mark voll kommen verwildert,- die sogenannte WertemhciV) ist durch die tolle Anarchie, die die Emissionsbanken mit ihrer sinn- und ziellosen Politik hervorgerufen haben, zu einer Gallerte geworden. Es ist Niemand da, der km Stande wäre, die Preise von nur 10 verschiedenen Waren genau zu nennen. Ohne Kenntnis einer Reihe von preisen konkreter Dinge, namentlich von solchen, die man zur eigenen Lebensführung braucht, ist aber die Be deutung irgend einer Geldsumme schlechterdings unbegreiflich. Nur wer die Geldsumme kennt, die er verausgabt, und seinen Brei mit Bewußtsein ißt, hat ein Urteil über den „Lytrischen Wert der Güter"?) Wohl hat der Bürger für jede Mark, jeden Dollar und Schilling ein haarscharf auf der präzisionswage abgewogenes Gewicht Gold zu fordern, aber das Quantum Tabak, Bier und Wurst, das er für die Mark aus dem Markte erwerben kann, das mißt ihm die Emissionsbank nicht einmal auf der Viehwagc zu. Und es ist doch der Tabak, das Bier, die Wurst, es ist 1) Das wäre die Menge konkreter Dinge, die man für eine Mark zu erstehen hofft. 2 ) Georg Friedrich Knapp sagt: »Lange hat es mir km Innersten widerstanden anzuerkennen, daß die nominale Werteinheit vollständig ausreicht für Urteile über den lytrischen Wert der Güter. Es war mein Irrtum, was der Irrtum fast aller ist: ich glaubte, Werturteile kämen nur zu Stande, wenn Güter mit Gütern verglichen werden. Wie einfach und anschaulich würde dadurch der ganze Vorgang! Wenn aber einmal diese Art der Beurteilung eingebürgert ist, dann ist es unnötig, Gut mit Gut zu vergleichen,- dann können Werturteile über ein Gut abgegeben werden unter Benutzung der nominalen nur historisch definierten Werteinheit. Wer da bezweifelt, ob das wahr ist, den verweise ich auf die geschichtliche Entwicklung deck lytrischen Verkehrs/ solche Erscheinungen wie das echte Papiergeld sind wirklich/ sie sind aber nur unter der Annahme nomineller Wert- einheit möglich/ also ist die Romknalktät der Werteinhekt, ebenso erfahrungsmäßkg gefestigt, wie die Tatsachen der lytrischen Rechtsgeschichte". Staatliche Theorie des Geldes, S. 14 (Verlag Duncker & Humblot, Leipzig 1905. (2ch glaube, Knapp ist über den Widerstand in seinem Innersten voreilig hinweggeschritten/ denn er, der keine Preise, keine Waren kennt, der es fertig bringt, eine staatliche Theorie des Geldes zu bringen, ohne, wie es scheint, überhaupt an Waren, Preise, Tauschmkttel, Arbeitsteilung zu denken, der in dem Geld, einschließlich dem echten Papier geld, kein Gut, keine Ware erblickt, kann unmöglich ein Urteil haben, über den lytrischen Wert der Güter (falls darunter Tauschverhältnks der Waren gemeint ist. Etwas anderes kann es aber nicht sein,- denn es gibt kein anderes Verhältnis der Waren untereinander). Rur wer das Tauschverhältnis des Geldes zu den Waren, also Preise, kennt, hat ein Ur teil über den lytrischen Wert der Güter. Die Erscheinung des echten Papiergeldes widerspricht nicht der Behauptung, daß Waren nur mit Waren verglichen werden können, sondern bekräftigt diesen Satz,- denn das echte, an kein Metall, noch besondere Ware gebundene Papiergeld ver einigt in sich alle Merkmale der Ware, trotz setnempapierstoss. (S. Gesell: »Die natürliche Wirt schaftsordnung durchFreiland und Freigeld",Artikel: Warum man auspapier Geld machen kann..)