Privat- und volkswirtschaftliche Bedeutung der Preisschwankungen. 41 das Tausch Verhältnis des Geldes zu den Waren, das den Bürger interessiert. Das Gold! Was geht den Bürger das Metall an? Es sind doch nicht alle Goldschmiede,- nicht alle haben vor, den Erlös ihrer Produkte in Form einer Goldkette nach Hause zu bringen. Warum hat sich der Bürger für die Gold währung entschieden? Doch nur, weil er mit der Goldwährung 1h mal weniger Metall zu schleppen brauchte, als mit der Silberwährung. Möglichst wenig Metallballast und sonst genau so viel Ware, wie man selbst für das Geld gegeben hat — das fordert der Bürger. Solange die Banken Noten nach dem prkvatwirtfchaftlichen Bedarf der .Hausseinteressenten ausgeben, steigen die preise aller freien Waren. Doch nicht alle Waren sind frei,- nicht alle preise paffen sich den Marktverhält- nisscn an. Die Briefmarken z. B. machen die Hausse nicht mit, weil ihr preis (d. h. das Porto) durch Gesetze geregelt ist. Seit ZO Jahren bezahlt man 10 pfg. für einen Brief, und wie viele Hochkonjunkturen haben wir feit 30 Jahren gehabt? Überhaupt fast alles, was der Staat verschleißt — Telegramme, Frachten, Justiz, Religion, Sicherheit, Unterricht usw. — muß den Emissionsbanken den Tanz versagen. Tarife, Steuern, Zölle sind durch Gesetz und Verträge festgenagelt. Wie behilft sich nun der Staat, wenn die Emissionsbanken die Waren preise hochtreiben? Der Staat erhält das gleiche Quantum Geld für seine Leistungen, während alles, was er kaust, mit Ausnahme der Beamtenarbekt, im preise steigt. Der Proviant für das Heer, die Kohlen für Marine, Eisenbahnen, die Steine für öffentliche Bauten usw. muß der Staat 10 —20 —30% teurer bezahlen. Die Einnahmen bleiben unverändert (mit Ausnahme der Einkommen- und Konsumsteuern und der Bruttoeinnahmen aus dem bei jeder Hochkonjunktur wachsenden Eisenbahnverkehr), die Ausgaben wachsen. Resultat: ein Defizit,- eine Anleihe,- während doch gerade der Staat als Produzent und Schuldner großen Gewinn aus der Hochkonjunktur ziehen sollte. Mit dem Bankerott der Währung (nichts anderes bedeuten die Preis ausschläge und Teuerungszulagen) geht ausnahmslos eine bedeutende An spannung sämtlicher produktkonskräste Hand in Hand. Sowie es heißt, daß die preise anziehen, daß eine neue Hochkonjunktur im Anzuge sei, suchen alle Kaufleute und Unternehmer sich durch Lieferungsverträge aus Monate und Jahre hinaus mit Waren zu decken. Denn sie fürchten, dem Wett bewerb beim Verkauf der Waren zu unterliegen, wenn sie zu den erwarteten künftigen hohen preisen kaufen müßten. Außerdem wären sie nicht sicher, überhaupt Ware zu erhalten,- denn alle Kaufleute samt und sonders treibt die Selbsterhaltungspflicht, sich zu decken, d. h. mehr als gewöhnlich zu kaufen. Und wo soll diefes Mehr herkommen? Während der letzten Hochkonjunktur waren die meisten Fabriken auf Monate, tu manchen Zweigen, z. B. der Textilindustrie, auf Jahre hinaus verschlossen, d. h. sie nahmen keine Aufträge mehr an.